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Kolumne: Matthäus über BVB, Bayern, Hummels, Union, Choupo-Moting

"Kann Union Meister werden? Ja, klar!"

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

In seiner Kolumne "So sehe ich das" schwärmt Sky Experte Lothar Matthäus von Bundesliga-Tabellenführer Union Berlin. Den Köpenickern traut er sogar den Meistertitel zu. Deutliche Worte findet Matthäus für die erneute Kritik von Mats Hummels. Marcus Thuram könnte er sich zudem gut beim FC Bayern vorstellen.

Union Berlin auf Platz eins und Borussia Dortmund auf Rang acht. Verkehrte Welt? Nein, die aktuelle Bundesliga-Tabelle. Aktuell scheint es so, als würden sich die Kräfteverhältnisse in Fußball-Deutschland etwas ändern. Es kommt nicht nur auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, die objektive Qualität der einzelnen Spieler oder andere Faktoren an. Es zählen heute mehr denn je der wahre Zusammenhalt, wirtschaftlich vernünftige Planung, Leidenschaft, Engagement und Ruhe sowie Harmonie in einem Fußballverein.

Die besten Beispiele dafür sind aktuell natürlich Union Berlin und der SC Freiburg. Auch Mainz macht es seit vielen Jahren ähnlich gut. Bayer 04 Leverkusen, Wolfsburg oder Dortmund haben so viel mehr Möglichkeiten, finanziell zu investieren, scheinen aber aktuell viel zu wenig daraus zu machen.

Auch bei Leipzig könnte es um einiges besser funktionieren. Ehrlich gesagt haben sie unglaublich viel Glück gehabt, dass sie eine 3:0-Führung gegen Hertha nicht noch aus der Hand gegeben haben. Es hat wenig gefehlt und sie hätten den Ausgleich kassiert. Die eigenen Treffer waren auch nicht wirklich fein herausgespielt, bis auf das erste.

Matthäus schwärmt von Union Berlin

Union hatte zwei Tage weniger Vorbereitungszeit und schlägt Borussia Dortmund trotzdem souverän 2:0. Es ist keine Überraschung mehr, bei Union Berlin zu verlieren. Das ist das größte Kompliment, dass ich diesem Verein machen kann. Mir ist ein Satz von Urs Fischer vor einiger Zeit bei uns am Sky Topspiel-Tisch in Erinnerung geblieben. Der Schweizer sagte: "Wir genießen es, zwei Spiele in einer Woche zu haben."

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Union Berlin mit Effizienz zum Erfolg.

Endlich mal jemand - abgesehen vom FC Bayern - der nicht auf die Tränendrüse drückt und Alibis sucht, weil das ja alles körperlich so anstrengend ist. Alle in diesem fantastischen Klub genießen jedes Spiel. Das Ergebnis: Platz eins nach zehn Spieltagen mit sage und schreibe sieben Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund und vier vor den Bayern. Wahnsinn!

Kann Union Meister werden? Ja, klar. Wer es in die Europa League schafft, kann es auch in die Champions League schaffen und wer die Champions League erreicht, kann auch Deutscher Meister werden. Ich habe 1997 erlebt, wie der Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern Meister wurde. Wir haben gesehen, dass so ein Wunder Leicester City in England gelungen ist. Warum nicht auch Union Berlin?

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Matthäus: Bayern bleibt Nonplusultra

Der FC Bayern ist und bleibt aber das Nonplusultra. Das hat man jetzt wieder beim 5:0 gegen die sonst so starken Freiburger gesehen. Und das kann Bayern gegen jedes Team in der Liga. Ich habe nicht umsonst in der letzten Woche von einer Ergebniskrise gesprochen. Der Münchner hatten 15 Großchancen gegen Gladbach und genügend Möglichkeiten gegen Stuttgart oder Augsburg, als verdienter Sieger vom Platz zu gehen. Einzig bei Union haben sie sich wirklich schwer getan.

Trotzdem bin ich mir relativ sicher, dass die Bayern die elfte Meisterschaft in Folge einfahren werden, denn sie haben ihren Hänger bereits gehabt. Bei Dortmund ist es weiterhin so, dass die Leistungen sehr schwankend sind. Nicht einmal das eigentlich beflügelnde Gefühl des Last-Minute-Ausgleichs gegen die Bayern hat dazu geführt, dass sie dieses Glücksgefühl eine Woche weiter transportieren.

Und was mir als Spieler von Borussia Dortmund langsam aber sicher auf die Nerven gehen würde, ist die permanente Kritik von Mats Hummels. Ich mag diesen Spieler und Menschen sehr gerne und respektiere ihn total. Er ist nach wie vor ein großartiger Fußballer und ich schaue ihm gerne zu. Aber sich Woche für Woche hinzustellen oder Social-Media-Posts abzusetzen und Mannschaftskollegen ständig zu kritisieren, geht irgendwann nach hinten los.

Das wird in der Kabine nicht gut ankommen, denn die Mitspieler fragen sich dann schon auch, ob Mats selbst Woche für Woche Top-Leistungen abliefert oder nicht auch ab und zu mal einen Fehler macht. Ich finde, dass sich der Trainer oder vielleicht auch mal ein Matthias Sammer Hummels zur Seite nehmen sollte, um mit ihm darüber zu sprechen.

Erneute Hummels-Kritik: Matthäus mit deutlichen Worten

Hummels kann und muss selbstverständlich als Führungsspieler hin und wieder den Finger in die Wunder legen und auch öffentlich die Dinge klar ansprechen. Aber nicht nach gefühlt jedem Spiel. Ich freue mich, wenn er mit uns spricht und auch kritische Worte findet, aber am Ende ist es ein Teamsport und wenn sich ständig einer herausnimmt, die Fehler der anderen anzusprechen, dann ist es alles andere als förderlich. Dass Dortmund gespickt mit Nationalspielern gegen Union Berlin klar und deutlich 0:2 verliert und der Abstand zur Spitze immer größer wird, sollte nicht nur Mats Hummels sehr zu denken geben.

Union ist ein großes Vorbild für viele andere Fußballvereine und hat es als einzige Mannschaft aktuell in der eigenen Hand ganz oben zu bleiben. Aber normalerweise sollten es die Bayern schon irgendwann mal schaffen, an ihnen vorbeizuziehen. Gegen Freiburg hat Eric Maxim Choupo-Moting die Chance von Julian Nagelsmann bekommen und mal wieder eindrucksvoll genutzt. Er liefert, wenn er spielen darf.

Matthäus lobt Choupo-Moting & empfiehlt Thuram

Wenn das Spiel ausgerichtet ist auf Flanken und einen Stürmer, der sich im Strafraum bewegt, ist Choupo eine sehr gute Option. Sollten die Bayern der Meinung sein, dass der Gladbacher Marcus Thuram ihre neue Nummer neun sein sollte, dann wäre auch das in meinen Augen eine gute Lösung. Ich würde mich auch freuen, wenn er in Gladbach verlängert.

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Eric Maxim Choupo-Moting bekam nach dem 5:0-Sieg gegen den SC Freiburg und dem Tor zum 2:0 ein Sonderlob von Julian Nagelsmann. Der Trainer sei froh, so einen Spieler wie ihn zu haben.

Sollte er dies aber nicht wollen und die Bayern nicht bis zur nächsten Saison warten, könnten sie versuchen, ihn für einen vernünftigen Preis im Winter nach München zu lotsen. Er ist acht Jahre jünger, schneller, und sehr torgefährlich. Ich denke, er würde sehr gut passen, auch wenn er etwas verletzungsanfällig ist. Die guten Gene seines Vaters hat er offensichtlich geerbt und er ist ein wirklich feiner Fußballer.

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