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WM 2022: Matthäus über Deutschland gegen Spanien, Füllkrug, und Sane

Matthäus: Das macht mir Hoffnung für das deutsche Team

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus schreibt in seiner Kolumne "So sehe ich das" über das Spiel zwischen Spanien und Deutschland, lobt die Leistung von Niclas Füllkrug und Leroy Sane und blickt auf mögliche Veränderungen in der Defensive.

Das Spiel zwischen Spanien und Deutschland hatte alles, was man sich vom Fußball wünscht. Es war eine intensive und taktisch hervorragende Partie und ein absoluter Leckerbissen, auch wenn sich die Fans mehr Tore gewünscht hätten.

Es gab taktische Variationen, spielerische Lösungen, Geschwindigkeit, Dribblings, vertikales Passspiel auf höchstem Niveau, auf deutscher Seite meistens von Jamal Musiala initiiert. Spanien hat im Barcelona-Stil den Ball laufen lassen, ist sehr viel Risiko gegangen, vor allem im Aufbau, in der eigenen Hälfte und am eigenen Strafraum.

Leistung gegen Spanien gibt Kraft und Selbstvertrauen

Deutschland hat durch frühes Gegenpressing die Spanier immer wieder in Verlegenheit gebracht. Es gab gute Torraum- und Torwart-Aktionen, gutes Verteidigen. Auch Niklas Süle hat es gut gemacht bis zum Gegentor, wo er beim Stellungsspiel etwas falsch lag und nicht rechtzeitig zwischen Gegenspieler und Torwart kam. Ansonsten hat er eine gute Leistung gezeigt, war viel präsenter als im ersten Spiel gegen Japan.

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Bundestrainer Hansi Flick nach dem Sieg von Deutschland gegen Spanien.

Die Leistung gegen Spanien gibt viel Kraft, Energie und Selbstvertrauen im Hinblick auf die weiteren Aufgaben und hat Lust auf mehr gemacht.

Das Achtelfinale ist jetzt Pflicht

Das Achtelfinale ist jetzt Pflicht, trotz der Konstellation in der Gruppe. Wir haben es in der eigenen Hand, mit einem höheren Sieg gegen Costa Rica die Weichen aufs Weiterkommen zu stellen.

WM 2022: Die WM-Fakten zur deutschen Nationalmannschaft

  • Gruppe: Gruppe E
  • Gruppengegner: Japan, Spanien, Costa Rica
  • Trainer: Hansi Flick
  • Kapitän: Manuel Neuer
  • WM-Teilnahmen: 19
  • Weltmeistertitel: 4 (1954, 1974, 1990, 2014)
  • Letzte WM-Platzierung: Vorrunden-Aus (2018)
  • WM-Bilanz: 67 Siege, 20 Unentschieden, 22 Niederlagen
  • WM-Rekordtorschütze: Miroslav Klose (16 WM-Tore)
  • WM-Rekordspieler: Lothar Matthäus (25 WM-Spiele)

Jeder hat gesehen, was die deutsche Mannschaft zu leisten im Stande ist. Sie hat Erfahrung, sie hat Weltmeister und Champions-League-Sieger im Team, mit dem Bayern-Block hat Hansi Flick vor zwei Jahren sechs Titel gewonnen. Diese Spieler müssen jedes Jahr auf höchstem Niveau performen, und das im Rhythmus mit Spielen an jedem dritten oder vierten Tag wie bei einer WM.

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Flick hat bessere Entscheidungen getroffen

Man hat sehr viele positive Aspekte für das weitere Turnier mitgenommen, nicht nur für das Selbstvertrauen der Spieler, sondern auch für Hansi Flick, der bei den Personalien im ersten Spiel gegen Japan nicht so glücklich entschieden hatte. Gegen Spanien hat er bessere Entscheidungen getroffen.

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Co-Trainer Danny Röhl erklärt, warum es zu diesen Auswechslungen gegen Spanien kam.

Ich hoffe, dass Hansi auch gegen Costa Rica ein glückliches Händchen hat. Immer wird Niclas Füllkrug auch nicht treffen, aber er ist mehr als eine Alternative, mehr als ein Einwechselspieler. Wenn er von draußen reinkommt, ist einer da, dem man nach so kurzer Zeit schon Vertrauen schenkt nach seinen Toren gegen den Oman und jetzt auch gegen Spanien.

Füllkrug ist mehr als nur ein Mittelstürmer

Wenn man einen Neuner braucht, sollte man nicht nur über Kai Havertz, Thomas Müller oder Serge Gnabry nachdenken. Wenn man mit einem richtigen Neuner spielen will, der vorne knipst, dann ist Füllkrug die richtige Wahl. Ich habe vor zwei Monaten, als ich ihn zum ersten Mal live habe spielen sehen, schon gesagt, dass Füllkrug einer für die Nationalmannschaft ist.

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WM in Katar: Niclas Füllkrüg über sein Tor, seinen Einsatz von der Bank & was gegen Costa Rica geht. Zudem lobt er den Zusammenhalt und den Charakter der Mannschaft.

Er ist mehr als nur ein Mittelstürmer, er hat auch technische Qualitäten und das Auge für den Mitspieler. Er hat einen eiskalten Abschluss und ist präsent im Strafraum. Er hat Kopfballduelle gewonnen, die andere vielleicht nicht gewinnen würden. Ein Thomas Müller ist auch nicht glücklich, wenn er vorne allein spielen muss. Müller hat nach sechs Wochen Verletzungspause noch nicht seinen Rhythmus gefunden.

Sane hat sich einen Bonus geholt

Leroy Sane ist wieder fit, auch er ist eine Option für die erste Elf. Sane war nach seiner Einwechslung sofort präsent. Er weiß, was er kann und was wir alle von ihm erwarten. Ich gehe davon aus, dass, wenn die Frage aufkommt, ob Serge Gnabry oder Sane spielt, die Wahl auf Sane fällt. In den 20 Minuten, die er auf dem Platz stand, hat er sich durch seine Leistung einen Bonus geholt, Flick hält sowieso große Stücke auf ihn. Mit seiner Schnelligkeit, Dribbelstärke und vor allem seiner Abschlussstärke ist Sane ein Spieler, der eigentlich einen Stammplatz in Hansis Mannschaft hat.

Musiala würde ich lieber zentraler sehen

Gesetzt ist auch Jamal Musiala. Er war gegen Spanien wieder einer der aktivsten Spieler, hat Akzente gesetzt und dem Offensivspiel seinen Stempel aufgedrückt. Mit seiner Spielintelligenz und seinen Bewegungen schafft er Räume für seine Mitspieler und erspielt sich Torchancen. Dass er gegen Spanien eine vergeben hat, werfe ihm überhaupt nicht vor. Wenn einer in der Mitte ganz freisteht, dann muss er den Ball rüberschieben. Aber in dem Fall hat er den Abschluss gesucht, und das hätte ich an seiner Stelle genauso gemacht.

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Jamal Musiala ärgert sich über seine verpasste Chance gegen Spanien und prophezeit, dass es eine ''schwere Nacht'' für ihn wird.

Auch Günter und Ginter können Alternativen sein

Ich würde Musiala allerdings lieber noch zentraler sehen, auf der Position, auf der gegen Spanien Ilkay Gündogan gespielt hat, der nur wenige Impulse gesetzt hat und der lieber von weiter hinten kommt. Aber dort ist Joshua Kimmich der Chef, er hat Kommandos gegeben, das Tempo bestimmt und die Standardsituationen ausgeführt, auch wenn die oder andere besser hätte getreten werden können.

Nicht nur in der Offensive, auch in der Defensive gibt es Leute im Kader, die eine Alternative sein können. Für die linke Seite hätte Flick in Christian Günter jemanden, dem er vertrauen kann. Vielleicht haben Hansi und ich da eine unterschiedliche Auffassung von der Spielweise, aber Günter ist sowohl offensiv als auch defensiv stark. Er beherrscht das Positionsspiel, wie er es in Freiburg seit Jahren macht. Ihn auf links einzusetzen ist mehr als eine Alternative.

Alle Kolumnen von Lothar Matthäus
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Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Sky Sport Kolumne aktuelle Themen der Fußballwelt - nur auf skysport.de

Baustellen in der Abwehr könnte man besser lösen

Ich freue mich für jeden Spieler, und ich bin auch nicht gegen irgendeinen Spieler und habe mich auch nicht auf David Raum eingeschossen, aber er performt nicht so, wie er es noch in Hoffenheim getan hat. Nico Schlotterbeck, der für Raum reinkam, ist kein linker Außenverteidiger, sondern spielt eigentlich zentral. Vielleicht waren seine Vorteile in Sachen Schnelligkeit oder Kopfballstärke ausschlagend in Hansis Überlegungen.

Schlotterbeck geht meistens hohes Risiko. Das fängt schon bei seinem Aufbauspiel an. Bei der Grätsche in der Schlussphase war er sich wahrscheinlich sehr sicher. Das hat er gut gemacht, aber gegen Japan hat er es auch schonmal anders gemacht.

Thilo Kehrer hat auf der rechten Seite teilweise unglücklich gespielt und früh eine Gelbe Karte kassiert. Diese Baustellen könnte man besser lösen. Deswegen hat Flick vielleicht Lukas Klostermann für die rechte Seite mitgenommen. Auch ein Matthias Ginter gehört zu den vier, fünf Spielern, die der Bundestrainer als Alternativen für die Anfangsformation hat.

Glaube nicht, dass andere Favoriten gern auf uns treffen würden

WM 2022: Wann spielt die deutsche Nationalmannschaft?

  • Gruppe: Gruppe E
  • Gruppengegner: Japan, Spanien, Costa Rica
  • 1. Spiel: Deutschland – Japan (Anpfiff: 23. November 2022, 14 Uhr)
  • 2. Spiel: Spanien – Deutschland (Anpfiff: 27. November 2022, 20 Uhr)
  • 3. Spiel: Costa Rica – Deutschland (Anpfiff: 01. Dezember 2022, 20 Uhr)
  • Mögliche Achtelfinalgegner: Belgien, Kanada, Marokko, Kroatien

Jetzt schon über mögliche Achtelfinalgegner zu spekulieren, dafür ist es zu früh. Wir sollten nicht denken: Was passiert? Was wäre, wenn? Es kann auch bei Deutschland etwas passieren, was wir uns nicht wünschen. Wir könnten auch gegen Costa Rica knapp gewinnen und am Ende trotzdem die Dummen sein.

Doch die Leistung gegen Spanien und die Luft, die ich noch nach oben sehe, machen mir Hoffnung und deshalb zähle ich uns zum erweiterten Favoritenkreis. Vielleicht haben andere Teams wie Brasilien besser performt. Aber ich glaube nicht, dass sie gerne auf Deutschland treffen würden.

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