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WM 2022: Matthäus über Messi

"Bin nicht sicher, dass diese WM Messis letzte war"

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne "So sehe ich das" zurück auf das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich, lobt Lionel Messi und zieht ein Fazit der Weltmeisterschaft in Katar. Außerdem schaut er voraus auf das Duell zwischen Messi, Mbappe und Co. und dem FC Bayern.

Von Weltmeister zu Weltmeister: Herzlichen Glückwunsch an Lionel Messi, seiner Mannschaft und allen Argentinier. Sie haben es sich verdient. Sie waren die beste Mannschaft dieser großartigen Fußball-WM. In diesem Giganten-Finale und Jahrhundert-Endspiel zwischen Frankreich und der Albiceleste hat am Ende im Elfmeterschießen natürlich auch ein bisschen das Glück eine Rolle gespielt. Aber die Mannschaft von Lionel Scaloni hat es sich verdient. Wie so oft, hat der Beste auch den Titel gewonnen.

Das Endspiel hat gehalten, was es versprochen hat. Es war ein unglaubliches Finale, würdig einer WM und ein Fußballfest, dass so hochklassig und spannend wie kaum ein anderes zuvor war.

Messi ist nun auch in Sachen WM-Titel auf einer Stufe mit Maradona und keiner hat es sich so sehr verdient wie er. Was für ein Spieler! Was für ein Superstar! Wie er diese Mannschaft mit 35 Jahren zum Titel geführt hat, ist kaum in Worte zu fassen. Wenn es noch irgendetwas bedurfte, um für seine Fans unsterblich zu werden, dann hat er dies nun erreicht. Wir können froh und dankbar sein, ihn erlebt zu haben und weiter bewundern zu dürfen. Ich bin nicht so sicher, dass dies seine letzte Weltmeisterschaft war.

Messi ist der Beste in diesem Jahrtausend

Auch im Finale gegen Frankreich hat er bewiesen, wieso er für viele der größte Spieler aller Zeiten ist. Ich selbst möchte diesen Titel nicht verteilen. Ob Pele, Maradona, Ronaldo, Franz Beckenbauer oder einige andere mehr. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, in die Geschichtsbücher einzugehen.

Messi ist sicher der Beste in diesem Jahrtausend und einer der größten Sportler, die wir je gesehen haben. Dass er nebenbei meinen WM-Einsatz gebrochen hat, sei ihm von mir ebenso gegönnt wie alles andere.

Ich freue mich für die fußballverrückten Argentinier

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Buenos Aires in Ekstase! Nach dem WM-Triumph im Finale in Katar rasten die argentinische Fans völlig aus.

Es freut mich ungemein, dass die Menschen in diesem herrlich verrückten Fußballland nach 36 Jahren den Triumph wieder feiern dürfen. Sie lieben ihre Mannschaft und diesen Sport wie kaum ein anderes Volk auf der Welt. Dort ist ja aktuell Sommer und so konnten die Menschen draußen auf den Straßen feiern ohne Ende. Das wäre bei uns mit Glühwein und Lebkuchen ohnehin nicht so gewesen. Und da wir gleich ausgeschieden sind, stellt sich diese Frage ohnehin nicht.

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Ich will die Sorgen und Ängste der Menschen in unserem Land nicht kleinreden. Aber die Armut, Zwänge und Voraussetzungen in Argentinien sind sicherlich nochmal ein ganz anderes Kaliber als in unserer Heimat. Vom Meckern und Jammern ist noch nie etwas besser geworden. Anpacken, Zusammenhalten und mit Freude und einem Lächeln für ein schönes Ziel die Kräfte bündeln. Das hat Argentinien geschlossen auf der ganzen Welt und zu Tausenden in Katar für die Nationalmannschaft getan. Herrlich!

Fans aus Argentinien und Marokko begeistern

Die Anhänger mit dem blau-weißen-Trikot haben ihre Mannschaft von der ersten Minute an so unterstützt, wie man es sich als Spieler nur erträumen kann. Zusammen mit den Marokkanern waren sie die besten Fans dieser WM. Auch als Frankreich aus dem Nichts gegen Ende der Partie wieder für Spannung gesorgt hat, haben sie Messi und Co. angefeuert. So wird man Weltmeister!

Argentinien hat sich nach der Niederlage im ersten Spiel gegen Saudi-Arabien permanent gesteigert und sich das Beste für den Schluss aufgehoben. Selten habe ich sie so gut spielen sehen. Sie hatten die Franzosen beinahe über die komplette Spielzeit im Griff. Doch die Klasse von Mbappe und seinen Mitspielern zeigte sich dann doch noch. Und um ein Haar...

In einem Spiel, dass an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war, war es der argentinische Torhüter, der mit einer unglaublichen Parade am Ende der Nachspielzeit den Sieg möglich gemacht hat.

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Deschamps hat wieder fast alles richtig gemacht

Der Frankfurter Kolo Muani hat es leider mit Wucht und nicht mit Köpfchen versucht, sonst wäre jetzt wohl Frankreich Weltmeister. Deschamps hat auch bei dieser WM so gut wie alles richtig gemacht. Im Grunde hat er den Umbruch der Mannschaft bereits in der 40. Minute eingeläutet. Mit den Bundesliga-Spielern hat Frankreich die Partie fast gedreht. Thuram, Kolo Muani, Coman. Sie hatten großen Anteil an der Aufholjagd. Auch andere Spieler aus unserer Liga haben toll performt. Gvardiol mit Kroatien oder Mazraoui mit Marokko, um nur zwei zu nennen.

Mbappes 2:2 war ein Gemälde

Vergessen möchte ich auch Kylian Mbappe nicht. Er wäre um ein Haar mit 23 Jahren zweimal Weltmeister geworden, hat im Endspiel insgesamt vier Tore erzielt und ist Torschützenkönig des Turniers mit acht Treffern. Wahnsinn! Vor allem sein 2:2 war unfassbar, ein Gemälde! Aber er ist noch jung, der Spieler, dem die Zukunft gehört und wir werden ihn noch bei einigen Weltmeisterschaften bewundern dürfen. Alles, was die Franzosen geleistet haben, verdient ebenso unendlichen Respekt.

Argentinien war eine absolute Einheit. Fans, Trainer, Messi als Anführer auf dem Feld und alle anderen waren füreinander da. Sie haben sich unterstützt, geholfen und getragen. Am Ende kann man dann nur erfolgreich sein, wenn man so zusammenarbeitet.

"One Love"-Binde - das Unwort dieser WM

Wir aber haben uns wie schon bei der letzten WM mit politisch heiklen Themen aufgerieben und den Fußball und unsere Spieler dafür büßen lassen. Ich wäre mir völlig allein gelassen vorgekommen, wäre ich heute noch Nationalspieler. OneLove-Binde. Das Unwort dieser WM in meinen Augen. Natürlich darf man menschliche Missstände und Dinge, die mit unseren Werten nicht einhergehen, nicht verschweigen. Der Finger darf und muss in die Wunde gelegt werden, wenn auf der Welt etwas nicht in Ordnung ist. Aber ich habe vor Ort mit Fans, Fußball-Legenden und Journalisten gesprochen.

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat im Rückblick Kommunikationsfehler bei der Diskussion um die ''One Love''-Kapitänsbinde eingestanden. Die FIFA untersagte das Tragen sehr kurzfristig und drohte mit sportlichen Sanktionen.

Wenn man sich die Berichterstattung in Deutschland angesehen hat, konnte man den Eindruck gewinnen, wir wären in einem anderen Land gewesen. Die WM war absolut perfekt. Das Land hat gehalten, was es versprochen hat. Es war friedlich, harmonisch, offen für alles und jeden. Das Wetter war toll, die kurzen Wege zu den fantastischen Stadien ebenso.

Wir haben viel zu tun bis zur Heim-EM 2024

Ich habe teilweise die Befürchtung, dass sich unser Land von seiner Nationalmannschaft entfernt. Aber ich glaube fest daran, dass sich das auch wieder ändert. Vor allem in Hinblick auf unsere EM 2024. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Dafür aber eine ganze Menge zu tun. Packen wir es an, freuen wir uns darauf. Lasst uns alle für dieses Ziel zusammenarbeiten. Vielleicht können wir dann ähnlich feiern wie die Kroaten, Marokkaner oder gar die Argentinier. Was hatten diese Mannschaften gemeinsam? Sie waren ein richtiges Team.

Schade, dass der DFB und wir uns als große Fußballnation nicht mehr auf den Fußball und dieses Turnier als Sport-Event eingelassen haben. Gemeinsam hätten wir am Ziel - Weltmeister zu werden - arbeiten sollen und es wäre einiges möglich gewesen. Aber uns waren die politischen Themen und sonstige Nebenschauplätze wichtiger. Das bittere Ergebnis ist bekannt. Ein Vorrunden-Aus, dass viele Gründe hatte. Sportlich hätten wir viel mehr aus unseren Möglichkeiten machen können, ja müssen.

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Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Sky Sport Kolumne aktuelle Themen der Fußballwelt - nur auf skysport.de

Bayern muss keine Angst vor Messi, Mbappe und Neymar haben

Muss dem FC Bayern vor dem Achtelfinale der Champions League gegen Paris St. Germain Angst und Bange sein, wenn man die Klasse von Mbappe und Messi in diesem Finale gesehen hat? Nein. Bis dahin sind es noch einige Monate und die beiden Superstars plus Neymar in einem Team sind etwas ganz anderes als in einem Finale für ihr Land. Ich habe Messi im PSG-Trikot noch nicht so auftreten sehen wie für Argentinien bei dieser WM. Die Bayern werden ihre Chancen bekommen, auch wenn es schwer wird. Aber das war schon vor der WM klar.

Eine sportlich hochklassige, friedliche und spektakuläre Fußballweltmeisterschaft ist mit dem Highlight des Turniers zu Ende gegangen. König Messi setzt sich die Krone lautet meine Überschrift nach knapp vier Wochen. Ein schöneres Happy End hätte kein Regisseur inszenieren können.

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