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Bundesliga: Matthäus über Sommer, Frankfurt, Bremen und Schalke

Matthäus: Frankfurt kann Bayern vom Meisterthron stoßen

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf das Debüt von Yann Sommer im Bayern-Tor sowie die Schalker Aussichten im Abstiegskampf. Außerdem schwärmt der Rekordnationalspieler von Eintracht Frankfurt und traut der SGE sogar den Meistertitel zu.

Yann Sommer im Bayern-Tor. Das sah am Freitag in Leipzig doch schon mal gut aus. Man hätte meinen können, er macht das schon länger. Und von jetzt auf gleich im Tor des deutschen Rekordmeisters zu stehen, ist sicherlich nicht ganz ohne. Aber Sommer hat das gut und ordentlich gemacht. Er hat das Spiel weder für die Bayern gewonnen noch verloren. Es war alles im Rahmen, würde ich sagen.

Was jedoch auffällig war: Kein Funken Nervosität beim Ex-Gladbacher. Das hat mir imponiert, wenn auch nicht überrascht. Er hat bei Weltmeisterschaften gespielt, in der Champions League und ist schon lange in unserer Liga. Hinzu kommen das Standing und der Respekt seiner neuen Mitspieler. Das hilft es natürlich, dass er ausgerechnet gegen Bayern jahrelang Weltklasseleistungen gezeigt hat.

Julian Nagelsmann ist mit dem Debüt seines neuen Torhüters Yann Sommer sehr zufrieden.
Image: Yann Sommer (r.) hat einen guten ersten Eindruck im Bayern-Tor hinterlassen.  © Imago

Wir erinnern uns an das 1:1 vor ein paar Monaten (27. August 2022). In dem Spiel hat Sommer unzählige klare Torchancen vereitelt und das merkt sich der Gegner. Er passt auch vom spielerischen Standpunkt her perfekt zu Bayern. Ich denke, mit dem Fuß ist er zusammen mit Manuel Neuer der Beste in der Bundesliga. Die Bayern haben viel Geld für einen Spieler bezahlt, der nur noch ein paar Monate Vertrag hatte, aber es ist dann doch gut investiert. Denn Yann Sommer ist top.

Hinter Bayern nur "Jägerchen"

Zum Spiel in Leipzig ist zu sagen, dass die Bayern das Minimalziel erreicht haben und RB nicht haben näherkommen lassen. Aktuell ist Frankfurt auf Platz zwei und man spricht dann immer gerne von Bayern-Jäger. Wenn man auf die Tabelle blickt, gäbe es aktuell mehrere Jäger. Da es aber in so vielen Jahren keinem Team gelungen ist, die Bayern am 34. Spieltag von ganz oben zu verdrängen, sind die anderen Teams für mich eher Jägerchen.

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Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Sky Sport Kolumne aktuelle Themen der Fußballwelt - nur auf skysport.de

Was müsste passieren, dass wirklich mal ein anderer Verein Deutscher Meister wird? Sie müssten über eine ganze Saison stabil und ohne jede Schwankung durchspielen. Es muss keine perfekte Saison sein, aber eine, bei der man nicht wie Dortmund in den letzten Minuten drei Tore von Bremen kassiert, drei Heimspiele in Serie nicht gewinnt, die direkten Duelle mit Bayern ständig verliert. Keine Fehler, keine Stolperer, keine Aufs und Abs. Einfach 34 Partien auf dem besten Niveau absolvieren.

Frankfurt kann Meister werden

Und ja, es gibt die Klubs, die die Power, Spieler, Fans und Voraussetzungen dafür haben. Leipzig, Dortmund und auch Frankfurt können das schaffen. Am Wochenende empfangen die Bayern die Eintracht (am Samstag, ab 17.30 Uhr LIVE & EXKLUSIV auf Sky). Und was dieser Klub in den letzten Jahren geschafft hat, ist unglaublich. Pokal-Finale verloren, im nächsten Jahr den Pott geholt. Europa-League im Halbfinale im Elfer-Schießen verloren, drei Jahre später den Wettbewerb gewonnen.

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Jetzt auf Platz zwei hinter Bayern und im Achtelfinale der Champions League. Das ist ein Märchen, aber ein wahres. Was in Frankfurt entstanden und gewachsen ist, ist trotz vieler Wechsel auf den wichtigsten Positionen beeindruckend. Und was Mario Götze, Jesper Lindström, Randal Kolo Muani, Kevin Trapp oder Daichi Kamada veranstalten, ist herrlich anzuschauen. Das wird kein einfaches Spiel für die Bayern und selbstverständlich könnte es die Eintracht sein, die nach einer gefühlten Ewigkeit dafür sorgt, dass nicht wieder Bayern Meister wird.

Dass das extrem schwer ist, hat man in den letzten zehn Jahren gesehen. Ich finde zwar, dass RB und Dortmund eher die Herausforderer sind, aber wer so erfolgreich ist wie Frankfurt und diesen einzigartigen Spirit hat, der kann Deutscher Meister werden. Nicht umsonst hat Uli Hoeneß am Wochenende gestichelt. Das macht er nur, wenn er den Gegner sehr ernst nimmt.

Bremen und Freiburg blamieren sich

Etwas ernster hätten auch Werder Bremen und der SC Freiburg ihre Aufgabe am Wochenende nehmen sollen. 0:6 und 1:7. Das waren schon sehr überraschende Ergebnisse. Die größere Überraschung war für mich hier die Klatsche für Werder. Denn der Trend der Kölner vor der Winterpause war eher negativ. Wolfsburg war ohnehin im Aufwind. Bremen war teilweise amateurhaft, wobei das fast schon ungerecht für einige gute Amateur-Mannschaften ist. Die Hälfte der Tore haben sie sich quasi selbst eingeschenkt.

Aber ganz ohne Häme muss man sagen, dass die vielen Wochen ohne Fußball nicht jedem gutgetan haben und dann gibt es eben ein Spiel, bei dem nichts zusammengeht. Was mich von Werder nach dem Spiel beeindruckt hat, war die schonungslose Analyse der Beteiligten. Sie haben sich zurecht sehr stark kritisiert und ich gehe davon aus, dass sie nie wieder so schlecht Fußball spielen.

Schalke hat noch Chancen auf den Ligaerhalt

Schalke hat beim 0:3 in Frankfurt alles andere als schlecht gespielt. Aber irgendwann muss dann auch mal den Ball ins Tor schießen, sonst wird es schwer mit dem Klassenerhalt. Sie müssen aus den nächsten zwei Spielen vier Punkte holen, dann habe ich noch Hoffnung für S04. Es sind zwei Heimspiele vor großartigen Fans in einem herrlichen Stadion. Da muss jetzt was passieren. Noch ist es nicht zu spät. Aber sie müssen jetzt liefern und die Leistung in Frankfurt sollte ihnen Mut machen.

Bis auf einen wahren Titelkampf ist in unserer Liga alles fantastisch. Überall geht es extrem eng zur Sache und ist total spannend. Jetzt noch richtige Spannung an der Spitze und wir haben alles, was wir wollen.

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