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FC Barcelona und Setien: Die Rückkehr zum Tiki-Taka

Der FC Barcelona und die Rückkehr zum geliebten Tiki-Taka

Lionel Messi (l.) bejubelt seinen Treffer gegen Granada mit seinen Teamkollegen.
Image: Lionel Messi (l.) bejubelt seinen Treffer gegen Granada mit seinen Teamkollegen.  © Getty

Beim Debüt von Quique Setien siegte der FC Barcelona gegen Granada zwar "nur" mit 1:0, aber die Handschrift des neuen Trainers war schon deutlich zu sehen. Eine Tatsache, die vor allem die Fußball-Puristen bei Barca freut, denn es scheint, dass das Tiki-Taka zurück ist.

Am Ende musste es mal wieder Lionel Messi richten. Der Superstar des FC Barcelona bescherte dem neuen Coach Quique Setien mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg gegen Granada einen Einstand nach Maß. Allerdings war es am Sonntagabend keine Einzelaktion des Weltfußballers, sondern eine Kombination, die an die glorreichen Tage von Pep Guardiola als Barca-Coach erinnerte.

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Messi-Tor nach Traumkobination

Riqui Puig presste auf dem rechten Flügel extrem hoch, eroberte den Ball und nach blitzschnellem Direktspiel über Sergio Busquets, Messi und Arturo Vidal gelangte der Ball wieder zum Argentinier, der überlegt, direkt abschloss und das Siegtor erzielte. Vidal war dabei der einzige Akteur, der das Spielgerät zweimal berührte - und das aus gutem Grund, denn mit seinem zweiten Kontakt legte der "Krieger" Messi den Ball perfekt mit der Hacke auf.

Es war eine dieser Kombinationen, nach denen Barca-Fans seit Jahren lechzen und wohl unter Setien nun wieder häufiger zu sehen bekommen werden. Denn der neue Coach steht wie kaum ein Coach auf dem Planeten für das von Johan Cruyff praktizierte und von Pep Guardiola perfektionierte Tiki-Taka.

Dafür brach Barca auch mit einer anderen Tradition, denn die Katalanen entlassen nur ungern Trainer während einer Saison. Zuletzt erwischte es Louis van Gaal im Januar 2003. 16 Jahre später ereilte Ernesto Valverde das gleiche Schicksal - und das, obwohl der Spanier mit Barca die Tabelle der Primera Division anführte, in der Champions League in einer Gruppe mit Borussia Dortmund und Inter Mailand ungeschlagen als Gruppensieger das Achtelfinale erreichte und auch in der Copa del Rey noch vertreten ist.

Valverde musste trotz Erfolg gehen

Valverde wurde letztlich zum Verhängnis, dass der unter ihm praktizierte Fußball zwar erfolgreich war - Barca wurde in den 2,5 Jahren zweimal Meister und holte einmal den spanischen Pokal - aber selten schön. Und das ist den stolzen Katalanen ähnlich wichtig, wie er nun am eigenen Leib erfahren musste. Auf Twitter machte der Hashtag #ValverdeOut sogar nach Siegen die Runde und zwang die Verantwortlichen letztlich zum Handeln.

Und tatsächlich unterschied sich der Fußball im ersten Spiel Setiens schon deutlich von dem seines Vorgängers. Barca hatte dominante 82 Prozent Ballbesitz und stellte mit über 1000 Pässen den dritthöchsten Wert in der Primera Division seit dem Abgang Guardiolas im Jahr 2012 auf. Auch taktisch war eine neue Handschrift zu erkennen: Barca agierte gegen den Ball zwar oft wie unter Valverde noch teilweise im 4-3-3-System, bei eigenem Ballbesitz wurde dieses aber oft zu einem 3-4-3 oder sogar einem 3-1-4-2 mit der Doppelspitze Antoine Griezmann / Messi.

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"Ich bin zufrieden. Wir haben viele Dinge gut gemacht, peu a peu verbessern wir uns hoffentlich. Ich hoffe, dass wir künftig flüssiger und vor dem Tor entschlossener agieren", lobte Setien, der einige Spieler auf eher ungewohnte Positionen stellte, nach dem Spiel.

Busquets wieder als Barca-Herzstück

Der etatmäßige Linksverteidiger Jordi Alba agierte unter dem 61-Jährigen beispielsweise im linken Mittelfeld, während Sergi Roberto - sein Pendant auf der rechten Seite - seine Rolle eher wie ein dritter Innenverteidiger interpretierte, der hin und wieder Rechtsaußen Ansu Fati unterstützte. So gelang es dem La-Liga-Spitzenreiter immer wieder Überzahl zu schaffen und Bälle schnell zu erobern

Herzstück des Systems ist jedoch einer, der auf einer Position spielte, die er schon seine gesamte Karriere bekleidet, aber unter Velverde nicht mehr unumstritten war: Busquets. Das Barca-Gehirn agierte wie unter Guardiola als absolute Passmaschine und wies am Ende unglaubliche Werte auf: 179 Ballkontakte und beeindruckende 145 Pässe, von denen er 92,5 Prozent an den Mitspieler brachte.

Mit Setien und Busquets haben sich ohnehin zwei gesucht und gefunden. Als der damalige Coach von Betis Sevilla in der vergangenen Saison Barca beim spektakulären 4:3-Erfolg im Oktober 2018 die einzige Heimniederlage zufügte, bat er Busquets nach Abpfiff um dessen Trikot. Der Stratege signierte es mit den Worten "In Zuneigung und Bewunderung: für Deine Art, den Fußball zu verstehen".

Suarez fehlt im Sturmzentrum

Nun will das Duo gemeinsam in Barcelona wieder häufiger für ein solches Spektakel sorgen. Gegen Granada wurde der erste Schritt gemacht: Busquets schaltete und waltete, Messi traf und ter Stegen hielt die Null. Doch die Gäste waren kein echter Gradmesser. In 24 Partien im Camp Nou holte Granada nicht einen einzigen Punkt, daher wollte Busquets den Einstand des neuen Coaches auch nicht überbewerten:

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"Wir gehen mit einem guten Gefühl nach Hause, haben solide agiert, sowohl im Angriff, als auch in der Defensive. Wir haben den Ball kontrolliert, haben gut im Pressing gearbeitet. Sie standen sehr tief, der letzte Pass hat manchmal noch gefehlt, aber der Team-Einsatz war großartig", so der 31-Jährige.

Und weiter: "Es geht nicht ums Vergleichen, jeder Trainer hat seinen eigenen Stil, wie er den Fußball sieht. Wir werden sehen, was der neue Trainer von uns verlangt, wir werden ihn nicht mit dem vorherigen Trainer vergleichen."

Die nächsten Tage und Wochen werden allerdings solche Vergleiche mit sich bringen, wenn Setien es schafft, sein Tiki-Taka-System weiter zu verfeinern. Gegen Granada wurden allerdings auch Schwächen offengelegt. Ein Wandspieler wie Luis Suarez im Sturmzentrum wurde schmerzlich vermisst, auch wenn Setien sich nicht festlegen wollte, ob noch ein Ersatz für den verletzten Uruguayer verpflichtet wird.

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Der "neue Iniesta" als Gewinner des Trainerwechsels?

Zudem fehlte teilweise auch die nötige Kreativität im Mittelfeld. Ein spielstarker Achter wie einst Iniesta wäre eine willkommene Ergänzung. Ivan Rakitic und Vidal konnten gegen Granada trotz der Vorlage des Chilenen nicht überzeugen. Der Brasilianer Arthur, der jedoch seit Monaten seine Form sucht, stünde noch parat und auch der gelbgesperrte Frenkie de Jong kann diese Position natürlich spielen.

Und dann ist da noch Puig, der das Tor mit seinem Einsatz einleitete. Der 20-Jährige wurde in Spanien bereits als neuer Iniesta gefeiert, spielte aber unter Valverde gar keine Rolle mehr und galt als Leihkandidat für die aktuelle Transferperiode. Doch nach seiner Einwechslung sorgte er für frischen Wind und darf auf weitere Einsätze - vielleicht sogar von Beginn an - hoffen.

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Ob dies bereits am kommenden Wochenende beim FC Valencia der Fall sein wird, ist noch offen. Klar ist aber, dass die Fans beim FC Barcelona wieder deutlich optimistischer in die Zukunft blicken.

Völlig unabhängig davon, ob es am Ende doch wieder einmal Messi richten muss, denn immerhin haben sie ihr geliebtes Tiki-Taka wieder...

Mehr zum Autor Robert Gherda

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