Bayern Münchens neuer Rechtsverteidiger Alvaro Odriozola hat bei seiner Vorstellung Ansprüche auf zügige Einsätze angemeldet.
An Selbstvertrauen mangelt es der 24 Jahre alten Leihgabe von Real Madrid also nicht. "Ich bin bereit zu spielen", sagte Odriozola, der am Mittwochmorgen erstmals mit der Mannschaft trainierte und sich die Ansagen des Trainers Hansi Flick von seinem Landsmann Thiago übersetzen ließ.
Odriozola will gegen Schalke spielen
Für seine Vorstellung tauschte Odriozola die Trainingssachen mit einem grauen Anzug, weißen Hemd und einer weinroten Krawatte. Sein neues Trikot mit der Nummer 2 hielt er lächelnd in die Kameras, es folgte eine herzliche Umarmung mit Hasan Salihamidzic.
Über die königliche Soforthilfe für Trainer Hansi Flick zeigte sich auch der Sportdirektor erleichtert. "Wir sind sehr froh, dass wir so einen Spieler für den FC Bayern gewinnen konnten", sagte Salihamidzic und lobte Odriozolas "gute Technik", sein "gutes Tempo und Stellungsspiel" sowie seine "Flexibilität". Er habe Fähigkeiten, "die wir in unserem Spiel brauchen."
Odriozolas forsches Auftreten dürfte den Bayern-Verantwortlichen gefallen haben. Die Ausleihe gilt allerdings nur bis zum Sommer, eine Kaufoption wurde angeblich nicht vereinbart. Doch das stört den Familienmenschen und Pferdefreund Odriozola nicht: "Ich lebe in der Gegenwart. Darauf konzentriere ich mich." Spiele der Münchner hat er schon als Kind im Fernsehen verfolgt. Daher habe er keinen Zweifel daran gehabt, "diesen Schritt zu machen".
Flick erhielt damit seine geforderte zusätzliche Defensivoption. Odriozola weiß durch seine Schnelligkeit zu überzeugen, er soll aber Mängel in der Rückwärtsbewegung aufweisen. In Madrid war er nur Reservist, da er an seinem Konkurrenten Dani Carvajal (früher Bayer Leverkusen) nicht vorbeikam.
Es ist der insgesamt vierte Real-Zugang für die Bayern. Die bisherigen drei (Arjen Robben, Xabi Alonso, James) haben den Münchnern Spieler mit exquisiter Qualität beschert, nur im Fall James erkaltete die Liebe wieder. Über Odriozola heißt es laut Süddeutscher Zeitung aus Spanien, er sei ein seitenverkehrter Bernat. Und dieser Linksverteidiger Juan Bernat hat bis zu seinem Abgang zu Paris St. Germain bekanntlich bisweilen "Sch ..." gespielt, wie einst an einem legendären Oktobertag Uli Hoeneß polterte.
Kimmich ab sofort dauerhaft im Mittelfeld?
Odriozola will den Ex-Präsidenten aber sicher lieber verzücken als verärgern, doch da er bislang lediglich fünf Pflichtspiele in dieser Saison bestritt, muss er seine Tauglichkeit für höchste Weihen noch nachweisen. Durch sein Kommen wird aber Joshua Kimmich wohl dauerhaft frei für die Sechserposition und der französische Weltmeister Benjamin Pavard könnte vorwiegend im Zentrum eingesetzt werden.
Der Transfer passt auch zur Prämisse des Bayern-Winters, nicht allzu viel Geld auszugeben. Der Sommer dürfte kostspielig genug werden. Ob Leroy Sane (Manchester City) oder Kai Havertz (Bayer Leverkusen) - die Spieler, an denen die Bayern echtes Interesse haben sollen, werden auch das berühmte Festgeldkonto gehörig strapazieren. Sport Bild berichtete, dass das Transfervolumen für einen Sane-Deal in Richtung 200 Millionen Euro gehen soll. Bei Havertz stehen angeblich 130 Millionen Euro im Raum.
Odriozola war insofern auch eine Kompromisslösung zwischen aktuellem Bedarf und den Sommerplänen. Ob die Transferaktivitäten damit beendet sind, blieb zunächst offen. Im Trainingslager sei laut Sport Bild vom Mannschaftsrat der Ex-Bayer Douglas Costa (Juventus Turin) als offensive Soforthilfe vorgeschlagen worden.