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Frauenfußball: Melanie Behringer über DFB-Pokalfinale, DFB-Team, WM, TV-Rechte

Sky exklusiv || Behringer über Pokalfinale: "Wolfsburg mit Wut im Bauch"

Melanie Behringer spricht im exklusiven Interview mit skysport.de auch über das DFB-Pokalfinale.
Image: Melanie Behringer spricht im exklusiven Interview mit skysport.de auch über das DFB-Pokalfinale.  © DPA pa

Melanie Behringer hat als Spielerin fast alles gewonnen. Im exklusiven Interview mit skysport.de spricht die ehemalige Nationalspielerin über das DFB-Pokalfinale, die anstehende WM sowie ihre eigene Zukunft als Trainerin.

skysport.de: Frau Behringer, am Donnerstag (ab 16 Uhr bei Sky Sport Top Event) kommt es im DFB-Pokalfinale zur Neuauflage von 2019 zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg. Wird der VfL zum alleinigen Rekordsieger oder feiert der Sport-Club seinen ersten Pokal-Triumph?

Melanie Behringer: Ich glaube, es wird sehr schwer für die Freiburgerinnen. Wolfsburg spielt eine sehr dominante Saison. Das sie am vergangenen Wochenende in der Bundesliga gegen Frankfurt so hoch verloren haben, das hat mich überrascht. Sie werden jetzt mit richtig Wut im Bauch nach Köln kommen. Wolfsburg fühlt sich in diesem Stadion wohl. Sie sind es gewohnt, vor großer Kulisse zu performen. Zum neunten Mal in Folge stehen sie im DFB-Pokalfinale, haben die letzten acht Endspiele allesamt gewonnen. Freiburg braucht die Unterstützung der Fans. Im Pokal ist am Ende immer alles möglich.

skysport.de: Seit 2010 findet das Finale in Köln statt, in diesem Jahr wird ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Mehr als 40 000 Tickets sind verkauft worden. Wie ordnen Sie das ein?

Behringer: Das freut mich enorm für die Spielerinnen. Sie haben sich das verdient und es ist eine tolle Wertschätzung. Das zeigt auch das immer größer werdende Interesse am Frauenfußball. Bei wachsendem Zuschauerinteresse ist das Finale in Köln mittlerweile zur Tradition geworden. Ein solches Finale ist nicht nur für die Spielerinnen ein tolles Erlebnis, sondern auch für die Fans.

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Behringer: "Bayern wird Deutscher Meister"

skysport.de: Könnte die große Kulisse möglicherweise für den SC Freiburg eine zu große Bürde sein? Die Breisgauerinnen sind solch ein Publikum nicht gewohnt.

Behringer: Die eine oder andere Spielerin beim SC steht zum ersten Mal im Finale. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Kulisse etwas beeindruckt. Sobald das Spiel angepfiffen wird, ist die Nervosität aber abgelegt. Da geht es nur noch ums Spiel. Als Spielerin nimmt man die Zuschauer dann meistens gar nicht mehr so richtig wahr.

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skysport.de: Sprechen wir über den Meisterkampf in der Frauen-Bundesliga. Nach der Niederlage des VfL Wolfsburg dürfte die Vorentscheidung nun gefallen sein. Lässt sich der FC Bayern das noch nehmen?

Behringer: Davon gehe ich nicht aus. Bei den Wolfsburgerinnen lief bei Eintracht Frankfurt nicht viel zusammen. Solche Spiele gibt es. Für Frankfurt war es natürlich schön, im eigenen Stadion so ein Spiel hinzulegen. Bayern wird Deutscher Meister. Die Sache dürfte durch sein.

skysport.de: Der Abstieg des Ex-Serienmeisters Turbine Potsdam steht seit dem vergangenen Wochenende fest. Wie beurteilen Sie den Niedergang des Traditionsklubs?

Behringer: Das ist schade. Ich habe selbst auch ein paar Mal gegen Turbine gespielt. Das waren immer sehr spannende Spiele. Sie waren jahrelang oben dabei, haben 2010 die Champions League gewonnen und viele gute Spielerinnen ausgebildet, die auch international eine top Karriere hingelegt haben. Der Abstieg hat sich allerdings etwas abgezeichnet.

skysport.de: Wolfsburg und Bayern waren die ersten Frauen-Teams von Männer-Bundesligisten mit deutlich höheren Etats und ganz anderen Möglichkeiten -, während kleinere Teams ohne die Unterstützung der großen Klubs auskommen müssen. Ist diese Entwicklung mit den Männer-Bundesligisten Fluch und Segen zugleich?

Behringer: Ja, das kann man schon sagen. Für Teams wie Turbine ist das sicherlich ein Fluch, für die Liga und die Entwicklung des Frauenfußballs allerdings ein Segen. In England ist das genauso. Da wird enorm viel Geld reingespült. Es ist wichtig, dass wir da in Deutschland nachziehen. Man sieht zum Beispiel auch bei Eintracht Frankfurt, welchen positiven Aspekt das hat. Seit zwei Jahren spielen sie unter dem Namen Eintracht Frankfurt und konnten professionellere Bedingungen schaffen, was sich am aktuellen Tabellenplatz widerspiegelt.

skysport.de: Dennoch: Die Lücke nach England ist nach wie vor groß.

Behringer: Deutschland ist auf dem richtigen Weg. Viele Lizenzvereine aus dem Männerbereich haben gemerkt, dass sie etwas tun müssen und nun auch wollen. Die Lücke wird kleiner. Noch sind es aber nicht alle Bundesliga-Vereine, die professionell arbeiten. Es gibt immer noch zahlreiche Spielerinnen, die neben dem Fußball noch einem anderen Job nachgehen müssen. In England ist es vertraglich vereinbart, dass alle professionell spielen. Dazu spülen die TV-Verträge sehr viel Geld in die Kassen.

FIFA Frauen-WM 2023

  • Datum: 20. Juli bis 20. August
  • Orte: Australien und Neuseeland
  • Eröffnungsspiel: Neuseeland - Norwegen (Gruppe A) am 20. Juli
  • Finale: 20. August um 12:00 Uhr MESZ
  • Spielplan: 64 Spiele in 8 WM-Gruppen und der K.-o.-Phase
  • Spielmodus: Rundenturnier (8 Gruppen à 4 Teams), K.-o.-System (ab Achtelfinale)
  • Teilnehmer: 32 Länder, Deutschland spielt in der Gruppe H
  • Ticketpreise: 13,40 Euro – 79 Euro

Behringer: "Das macht mich traurig"

skysport.de: Gut zwei Monate vor dem WM-Start in Australien und Neuseeland sind die Übertragungsrechte in Deutschland noch offen. Ärgert Sie das?

Behringer: Das macht mich traurig. Die EM ist erst ein Jahr her. Das war ein voller Erfolg, das Niveau war richtig gut. Die Zuschauer haben das super aufgenommen, die Quoten waren zum Teil höher als bei Männer-Länderspielen. Es wäre ein Wahnsinn, wenn die WM nicht im TV kommen würde. Man muss sich nur einmal vorstellen, die Männer-WM würde nicht im Fernsehen zu sehen sein, was dann los wäre. Die Zeitverschiebung ist natürlich nicht von Vorteil. Ich glaube trotzdem, dass am Ende noch eine Lösung gefunden wird. Das hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun. Es ist ein absolutes Muss, dass die Spiele gezeigt werden.

skysport.de: Was trauen Sie der deutschen Mannschaft bei der WM zu?

Behringer: Nach der tollen EM traue ich Ihnen alles zu. Es wäre schön, wenn sich Deutschland über die WM für die Olympischen Spiele qualifizieren könnte. Man muss sich aber erst einmal auf die besonderen Bedingungen in Australien einstellen. Dort herrscht ein ganz anderes Klima, dazu die Zeitverschiebung. Die Gegner sind noch stärker als bei einer Europameisterschaft mit den USA, Japan und Brasilien. Es wäre für den deutschen Frauenfußball enorm wichtig, wenn wir wieder gut abschneiden. Dann würde der Zuwachs an Mädels, die anfangen Fußball zu spielen, sicherlich weiter ansteigen. Man merkt schon seit längerem, dass die Fans nicht nur die männlichen Profis erkennen, sondern auch Spielerinnen wie Magull und Bühl. Das ist einfach schön. Die Fans tragen Frauen-Trikots mit ihren Namen. Das war früher nicht immer so.

skysport.de: Sie sind ein wenig neidisch, dass es zu Ihrer aktiven Zeit noch nicht so war?

Behringer: Nein, die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Das freut mich. Ich bin da keineswegs neidisch. Das ist für den Frauenfußball in Deutschland einfach nur positiv.

skysport.de: Aktuell sind Sie als Co-Trainerin bei den U16- und U17-Juniorinnen beim DFB tätig. Können Sie sich vorstellen, auch einen Frauen-Bundesligisten zu übernehmen?

Behringer: Ich fühle mich bei den Juniorinnen sehr wohl, aber natürlich ist es mein Ziel, einmal Cheftrainerin in der Bundesliga zu sein.

Das Interview führte Fabian Schreiner.

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