Zu Beginn dieser Premier League-Saison galt der FC Fulham für viele als Abstiegskandidat Nummer eins. Nach 25 Spielen im Oberhaus aber stehen die Cottagers auf Rang sechs – weil die Londoner deutschen Rückhalt haben und sich vorne auf einen echten Tor-Bomber verlassen können.
Als die Premier League-Saison 2020/21 ihren 35. Spieltag erreichte, stand für den traditionsreichen Fulham Football Club einiges auf dem Spiel. Nach einer turbulenten Spielzeit stand man als Aufsteiger zu diesem Zeitpunkt auf dem 18. Platz und damit drei Partien vor Ende der Saison kurz vor dem direkten Wiederabstieg. Gegen Burnley mussten unbedingt drei Punkte her, wenn man sich die Chancen auf den Verbleib in der Liga noch erhalten wollte.
Dritter Abstieg binnen sieben Jahren
Die Londoner starteten kämpferisch in die so wichtige Partie und spielten energisch auf. Nach einem einfachen Gegentreffer lag Fulham jedoch bereits in der 35. Minute zurück. Es brauchte nur weitere neun Minuten und einen beherzten Abschluss von Burnley-Stürmer Chris Wood, um den Rückstand aus Sicht der Cottagers auszuweiten und das Spiel bereits vor der Halbzeit zu entscheiden.
Nach 90 Minuten war es mit der 2:0-Niederlage besiegelt: Der FFC stieg bereits zum dritten Mal binnen sieben Jahren ab. Die stolzen Westlondoner haben damit einmal mehr verdeutlicht, dass sie sich zu einer modernen Fahrstuhlmannschaft entwickelt haben.
Doch es brauchte nicht lang und der Verein hatte sich wieder einmal vom erneuten Rückschlag erholt. In der Folgesaison meldete man sich im englischen Unterhaus furios zurück. Neu-Trainer Marco Silva hat dem Team in Windeseile eine Spielidee an die Hand gegeben, die sich auch in der Tabelle dieser kniffligen Liga deutlich bemerkbar gemacht hat.
Mit Offensiv-Feuerwerk zurück auf die große Bühne
Mit einer erstaunlichen Tordifferenz von 106 Toren zu 43 Gegentreffern in insgesamt 46 Partien schafften die regenerierten Whites am Ende der Spielzeit souverän den Wiederaufstieg. Silva hat aus Fulham ein offensiv brandgefährliches Team gemacht, wobei ein Mann in der Offensive besonders herausstach: Mittelstürmer Aleksander Mitrovic. Er allein sorgte mit seinen Treffern in der zurückliegenden Saison gleich 43-mal dafür, dass die Fulham-Fans im heimischen Craven Cottage und auf Auswärtsfahren jubeln durften.
Die Rückkehr auf die große englische Fußball-Bühne war perfekt. Für die Verantwortlichen bedeute das im zurückliegenden Sommer aber, eine erstligareife Mannschaft zu formen - um zu verhindern, nach nur einer Spielzeit wieder abzusteigen und der nationalen Betitelung "Fahrstuhlmannschaft" einmal mehr gerecht zu werden.
Dafür verstärkte man sich vor allem mit Erfahrung. Torhüter Bernd Leno kam von Stadtrivale FC Arsenal. Der bereits 34-jährige Flügelflitzer Willian wurde vom brasilianischen Erstligisten Corinthians verpflichtet. Auch er brachte ordentlich Premier-League-Erfahrung aus seiner Zeit bei Chelsea und Arsenal mit. Zudem verstärkten unter anderem der pfeilschnelle Carlos Vinicius (von Benfica), Mittelfeld-Organisator Joao Palhinha (zuvor Sporting), Innenverteidiger-Hüne Issa Diop (vorher bei West Ham) sowie Edeltechniker Andreas Pereira (Manchester United) den Kader von Fulham.
Fulham träumt vom internationalen Geschäft
Mit den Transfers ist den Verantwortlichen der Drahtseilakt der Kaderplanung vollends geglückt. Die Balance bei Fulham zwischen Erfahrung und Talent scheint zu passen. Auch deshalb läuft die Spielzeit für die Cottagers bislang derartig traumhaft. Denn von den Abstiegsrängen ist Fulham in der laufenden Premier League nicht nur weit entfernt - endlich mal wieder, dürfte so mancher Anhänger des Europa-League-Finalisten von 2009/10 denken.
Mehr noch: Der Aufsteiger spielt eine wirklich hervorragende Saison, steht derzeit noch vor dem FC Liverpool und Chelsea auf Rang sechs der Tabelle und darf sogar von einer Platzierung träumen, die den stolzen Klub nach 13 Jahren wieder ins internationale Geschäft hieven würde.
Einen großen Anteil daran hat Leno. Für umgerechnet 9,5 Millionen Euro holte Fulham den 30-jährigen Keeper, auch auf expliziten Wunsch von Coach Silva. In den ersten beiden Ligapartien fand sich Leno zunächst nur auf der Bank wieder, am dritten Spieltag beförderte Silva ihn allerdings zur neuen Nummer eins. Mittlerweile stellt der ehemalige Nationaltorhüter für Fulham einen echten Rückhalt dar.
Coach Silva schwärmt von Leno
Der deutsche Schlussmann schien sich beim Londoner Traditionsverein direkt wohlzufühlen. "Solche Kultvereine", meinte Leno bei Sky im exklusiven Interview über seinen neuen Arbeitgeber zu Beginn des Jahres, "die mag man einfach." Diesen Eindruck bestätigt er Woche für Woche mit seinen Leistungen auf dem Platz. Oftmals schon hielt er seine Mannschaft in dieser Spielzeit mit starken Taten in der Partie, gewann wichtige eins-gegen-eins-Duelle. Seine Weltklasse-Parade gegen Bournemouth, als er gleich zweimal hintereinander den Gegentreffer verhinderte, wurde später zur Premier-League-Parade des Monats gekürt.
Auch der portugiesische Übungsleiter fand für seinen Schlussmann zuletzt ausschließlich lobende Worte: "Er liefert genau das, was wir von ihm erwarten. Wir kannten seine Qualität, wir wussten was er unserem Verein und dieser Mannschaft bringen kann", so Silva. Leno sei ein "Top-, Top-, Top-Torhüter", schwärmte der Coach weiter.
In Westlondon scheint etwas zusammengewachsen zu sein. Mit Leno als Rückhalt, dem erfahrenen Tim Ream und Diop in der Innenverteidigung sowie Harrison Reed und Neuzugang Palhinha hat Fulham eine feste Defensiv-Achse. Silva schickt seine Elf meist im 4-2-3-1-System auf den Rasen. Dabei sollen vor allem Ex-United-Akteur Pereira auf der Acht und Willian sowie Bobby Reid auf den Außenbahnen das Geschehen im Offensiv-Spiel lenken.
Mit Mitrovic als Vollstrecker darf Fulham träumen
In letzter Instanz kann sich Fulham dann normalerweise auf Mitrovic verlassen. Der physisch robuste Serbe konnte seinen unwiderstehlichen Torriecher auch in dieser Spielzeit bereits mehrmals unter Beweis stellen und steht in der laufenden Premier League bei überzeugenden elf Treffern. Derzeit laboriert der 28-Jährige allerdings an einer Blessur, weshalb er in der Spitze in den vergangenen Spielen durch Carlos Vinicius ersetzt wurde. Für Fulham wäre eine schnelle Rückkehr Mitrovics essenziell, wirft man einmal einen Blick in den Spielplan der Cottagers.
Denn nicht nur in der Liga läuft es für die Hauptstädter blendend, auch im prestigeträchtigen FA Cup bewahrte man sich bislang die Hoffnungen auf den Titel. Am Dienstagabend (28.02.) trifft man dort im Achtelfinale auf Ligakonkurrent Leeds United. Auch der so wichtige Mitrovic könnte im Pokal-Duell voraussichtlich schon wieder mit von der Partie sein.
Sollte man auch im FA-Cup eine Runde weiterkommen, würde der FC Fulham nicht nur seine Erfolgsgeschichte in dieser Saison weiterschreiben, sondern dürfte auch vom ersten nationalen Titel überhaupt in der Geschichte des Vereins träumen. Die Chancen dafür stehen angesichts dieser hervorragenden Spielzeit dank deutschem Rückhalt, einer eingeschweißten Mannschaft sowie einem Tor-Bomber im Sturm womöglich besser denn je.
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