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Bundesliga-Kolumne: Hamann über Schalke, BVB, Leverkusen, Bayern

Hamanns Top 3: "Terzic muss die BVB-Offensive ins Laufen bringen"

Didi Hamann spricht in seiner Kolumne auf skysport.de über den BVB.
Image: Didi Hamann spricht in seiner Kolumne auf skysport.de über den BVB.  © Sky

In seiner Kolumne spricht Sky Experte Dietmar Hamann darüber, was Dortmunds Interimstrainer Edin Terzic schaffen muss, um mit dem BVB Erfolg zu haben. Zudem erklärt Hamann, was für einen Typ Trainer Schalke braucht. Und er blickt auf das Topspiel Leverkusen gegen München (Sa., ab 17:30 Uhr live auf Sky).

TOP 1: Trainerdiskussion in Dortmund könnte abebben

Die Dortmunder haben beim Sieg in Bremen spielerisch nicht geglänzt, aber sie sind als Mannschaft aufgetreten. Das Spiel am Freitag bei Union, das auch ohne Max Kruse überzeugt, wird ein Gradmesser für Edin Terzic und sein Team.

Was der Trainer macht und wie er spricht, gefällt mir sehr. Er tritt selbstbewusst auf und wenn es in den nächsten Spielen gut läuft, kann ich mir vorstellen, dass die Trainerdiskussion im Winter und Frühjahr langsam abebbt und es diese Diskussion im Sommer gar nicht mehr geben wird. Dass er quasi ein Eigengewächs ist und Stallgeruch mitbringt, ist dafür aber nicht das einzige Kriterium.

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Dortmund trifft aum Freitag auf Union Berlin. Das hat der neue Trainer Edin Terzic bisher in Dortmund geschafft. (Videolänge: 38 Sekunden)

Er muss sehen, dass er die Offensivspieler ins Laufen bringt. Es ist eklatant, wie schwach sich die Offensivreihe - Haaland und Reyna ausgeklammert - präsentiert. Natürlich sind viele Topmannschaften abhängig von ihren Stürmern, aber keine ist so abhängig wie Dortmund von Haaland. Was Reus, Sancho, Brandt und Hazard zeigen, ist viel zu wenig. Von ihnen muss eine hundertprozentige Leistungssteigerung kommen, sonst wird es in der Rückrunde nicht besser laufen als bisher.

TOP 2: Schalkes Spieler müssen die Köpfe frei bekommen

Schalke muss am Samstag gegen Bielefeld gewinnen. Sie haben erst vier Punkte und die Spiele nach der Weihnachtspause gegen Berlin, Hoffenheim, Frankfurt und Köln werden nicht leicht. Wenn sie nach der Hinrunde keine zehn Punkte haben, steigen die Schalker ab.

Mit Mascarell, Kabak, Sane, Serdar, Matondo, Raman und Harit haben sie von den Namen her eine ordentliche Mannschaft. Dass es bisher kein Trainer geschafft hat, da Struktur hineinzubringen, wundert mich sehr.

Das Spielsystem ist zweitrangig. Du musst schauen, dass du die Köpfe der Spieler frei bekommst. Ein Friedhelm Funkel hat in Düsseldorf auch gezeigt, was er aus einer Mannschaft herausholen kann. Ich denke, dass Schalke einen alten Haudegen bräuchte, der einen anderen Ansatz hat als der heutige moderne Trainer.

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TOP 3: Leverkusen wird auch nicht gegen München verlieren

Es ist beeindruckend, wie es die Bayern immer wieder schaffen, ihre Spiele zu drehen. Der Sieg gegen die bis dahin ungeschlagenen Wolfsburger hat wieder ihre unglaubliche Willensstärke gezeigt. Und das ohne ihre wichtige Zentrale mit Kimmich und Goretzka. Ohne die beiden so ein Spiel zu drehen, ist aller Ehren wert.

Dass sie in der Bundesliga sechs Mal in Folge in Rückstand geraten sind, wird Hansi Flick mit Sicherheit ansprechen. Es ist nicht gut, wenn du am Anfang immer hinterherlaufen musst. Eine Stärke der Bayern war in den letzten Jahren, dass sie oft Spiele schon in den ersten 60 Minuten für sich entschieden hatten und dann Kräfte sparen konnten. Zuletzt mussten sie aber immer bis zum Schluss (Vollgas) gehen. Das ist für den weiteren Verlauf der Saison nicht optimal.

Bayer steht zu Recht auf Platz eins

Bei Bayer 04 Leverkusen könnte die Brust vor dem Topspiel am Samstag nicht breiter sein. Sie sind jetzt in der Bundesliga die einzige noch ungeschlagene Mannschaft, sie spielen den besten Fußball und stehen zu Recht auf Platz eins. Sie haben trotz einiger Wechsel souverän gegen zuletzt wiedererstarke Kölner gewonnen. Bayer lässt den Ball wunderbar laufen, mit Bailey und Diaby haben sie vorne zwei pfeilschnelle Spieler, Schick passt hervorragend dazu und macht seine Tore. Schick und Alario stacheln sich im Sturm gegenseitig an und jeder muss performen, damit er auch beim nächsten Mal wieder spielt.

Trainer Peter Bosz hat Baumgartlinger auf der Sechs stark gemacht. Der Österreicher wurde lange unterschätzt, er ist aber aus meiner Sicht ein Schlüssel für Bayers Erfolg. Zusammen mit Tapsoba gibt er der Mannschaft die nötige Balance, sodass Wirtz, Amiri, Diaby und Bailey ihre Offensivstärke ausspielen können. Wirtz ist erst 17, spielt aber wie ein alter Hase. Bosz hat auch wegen der Europa League viel durchgewechselt, aber Wirtz spielt gefühlt immer. Welche fußballerischen Qualitäten er hat, wusste man. Er bringt aber auch von der körperlichen Komponente her alles mit. Das ist ein Zeichen seiner Spielintelligenz, denn sonst könnte er in diesem Alter so ein Pensum gar nicht abliefern.

Havertz-Weggang war die Chance für andere Spieler

Einen Spieler wie Kai Havertz eins zu eins zu ersetzen, ist immer schwer. Jetzt, wo so ein dominanter Spieler wie er nicht mehr da ist, birgt das natürlich auch die Chance für andere. Letzte Saison hat sich viel auf Havertz konzentriert, jetzt können andere mehr am Spiel teilnehmen. Die Disziplin und Zweikampfstärke von Baumgartlinger, Wirtz als robuster Achter und Amiri als eher filigraner Spieler, der mit dem Ball Sachen macht, die man in der Bundesliga selten sieht, dazu das Tempo von Bailey und Diaby - das passt einfach alles wunderbar zusammen.

Tapsoba hat der Abwehr, die immer Bayers Achillesferse war, Stabilität gegeben. Tah ist stark verbessert und auch Dragovic, der von einigen schon als Fehleinkauf abgestempelt war, bringt sehr gute defensive Leistungen und macht vorne auch mal ein Tor. In Lukas Hradecky, der sich in diesem Jahr noch ein, zwei Böcke geleistet hatte, haben sie einen hervorragenden und dominanten Torwart, der seiner Mannschaft viel Sicherheit gibt.

Was das Spiel gegen Bayern angeht, darf man die psychologische Komponente nicht unterschätzen. Die Münchner haben im Moment nicht diese Aura der Unbesiegbarkeit, sie strahlen auch aufgrund der Belastung nicht die gewohnte Souveränität aus. Ich glaube nicht, dass Leverkusen am Samstag gegen München verliert. Sollten sie gewinnen, hätten sie vier Punkte Vorsprung auf Bayern. Die Saison ist zwar noch lang, aber das wäre schon ein Ausrufezeichen.

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