Sky Kommentator Toni Tomic blickt in seiner Kolumne auf die erste Trainerentlassung der Saison, den "Niedergang" von Leicester City, die beste "falsche 9" der Neuzeit und das Schnäppchen Sasa Kalajdzic.
Cherry on the cake
Die erste englische Woche der Saison steht uns bevor, wir haben noch nicht mal September, aber die erste Trainerentlassung der Premier League Saison. Es war nicht das 0:9 in Liverpool. Es war die Art und Weise und die Erkenntnis von Scott Parker, dass er mit diesem Kader von Bournemouth nicht die Liga wird halten können. Nach der Frage nach Verstärkungen folgte die Entlassung.
Jetzt ist Parker Geschichte und erst der dritte Trainer, der bereits im August entlassen wurde. Sir Bobby Robson (Newcastle) und Paul Sturrock (Southampton) hat es genauso früh erwischt. Einem Auftaktsieg gegen Aston Villa folgten drei deftige Niederlagen gegen ManCity, Arsenal und Liverpool. Als Aufsteiger kann man gegen solche Gegner schon mal verlieren. Scheinbar auch schon früh die Nerven.
Goals galore
Das Rekordergebnis 9:0 gab es zuvor erst (oder schon) dreimal in der Premier League. Jetzt tat es Liverpool Manchester United (zweimal) und Leicester City (einmal) gleich. Das Erstaunliche daran: Mo Salah war an keinem Tor beteiligt. Dafür Bobby Firmino gleich an fünf Toren. Ja, genau der Bobby Firmino. Die beste "falsche 9" der Neuzeit. Er kann diesem Team noch viel geben. Und wird es auch. Es war die richtige Reaktion auf den ungeplanten Saisonstart.
Jürgen Klopp hat zwei Tage nach der Niederlage bei Manchester United ein klärendes Gespräch mit seiner Mannschaft abgehalten. Keine Krisensitzung. Alle nochmal daran erinnert, was sie stark gemacht hat in den letzten fünf Jahren. Die jetzigen Probleme in eine Perspektive zu bringen. Was man gut und was schlecht gemacht hat. Dass jeder auch für alles verantwortlich ist. Den Hangover der vergangenen Saison zu vergessen. Dass es das erste richtige Comeback der Saison ist. Eins mit Ansage.
Bottom fox
Ein richtiges Comeback braucht auch Leicester City. Ich stelle mir die Frage, ob dieses Team seine besten Tage hinter sich hat. Es wurde erst unter Brendan Rodgers zu einem Spitzenteam. Attraktiv und gefürchtet. Was haben die für Spiele abgerissen! Vardy, Barnes, Maddison, Tielemans. Eine Offensivabteilung wie aus dem Feinkostladen.
Aber: Wie schnell zögerliches Handeln in der Transferperiode und Verletzungspech zu diesem (frühen) Absturz führen, hätte ich nicht erwartet. Der überraschende Abgang von Klublegende Kasper Schmeichel war für mich schon der Vorbote des Niedergangs.
Sie werden zudem (nach langen Hin und Her) Fofana an Chelsea verlieren und damit eine große Baustelle in der Defensive eröffnen. Eine Problemzone ohnehin bis heute. Tielemans unzufrieden. Maddison und Pereira verletzt. Perez auf dem Absprung. Kein Neuzugang im Sommer. Und die nächsten drei Gegner heißen ManUtd., Brighton und Tottenham. Es wird eine sehr schwierige Saison und ich fürchte für Rodgers wohl die letzte in Leicester.
Der Wolf im Schafspelz
Wir haben Sasa Kalajdzic als außergewöhnlichen und tollen Fußballer wie Menschen kennengelernt. Aber noch nie seine sportliche Grenze nach oben. Von Verletzungen und Krankheiten gezeichnet ist er nur eine Saison so richtig marschiert und hat uns seine Torjägerqualitäten gezeigt.
Jetzt scheint auch er Geschichte in der Bundesliga. Und Zukunft der Premier League. Die Kaderplaner der Wolverhampton Wanderes haben es spätestens auch in diesem Sommer erkannt, dass vorne der Schuh drückt. In der laufenden Saison erst zwei Tore geschossen. In der vergangenen Saison nur 38 Tore. Gut für 51 Punkte. Eine Bilanz für die Lehrbücher des Minimalprinzips.
Raul Jimenez ist nach seiner Schädelfraktur nie wieder an seine alte Form hingekommen. Jetzt ist die Bühne bereit für Kalajdzic! Der Österreicher wird den Wolves am Ende der Nahrungskette richtig guttun.
Der perfekte Abnehmer für die Netos, Podences, Guedes` und Neves. Wo andere an die 100 Millionen für einen Antony ausgeben, sind 20 Millionen für Kalajdzic ein Schnäppchen. Gratuliere Wolves und alles Gute Sasa!
