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FC Bayern: Meinung zur öffentlichen Kritik von Julian Nagelsmann

Nagelsmann hat ein riskantes Stilmittel gewählt

Sky Experte Lothar Matthäus kritisiert die öffentlichen Aussagen von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.
Image: Sky Experte Lothar Matthäus kritisiert die öffentlichen Aussagen von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.  © Imago

Vor dem Gipfeltreffen im Achtelfinale der Champions League gegen Paris St. Germain hat Julian Nagelsmann seine Stars öffentlich kritisiert. Damit hat der Bayern-Trainer ein riskantes Stilmittel gewählt, meint Sky Redakteur Robin Schmidt.

Wer sich im zarten Traineralter von nur 33 Jahren dazu entscheidet, den Job an der Seitenlinie beim FC Bayern München zu übernehmen, der scheut gewiss kein Risiko. Julian Nagelsmann ist kein abwartender Mensch, er agiert proaktiv, trifft mutige und klare Entscheidungen. So auch am Samstag im Anschluss an den 3:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum.

Auch wenn die Vorstellung in der Allianz Arena zäh und nicht Champions-League-reif war: Der FC Bayern hätte mit dem Sieg im Gepäck in aller Ruhe nach Paris fahren können, zumal es dort aktuell noch aufgeregter zugeht als an der Säbener Straße. Doch Bayern und Ruhe - diese beiden Begriffe stehen in diesem Jahr nicht kongruent zueinander.

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Sky Experte Lothar Matthäus bei Sky90 über das Interview von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel gegen Bochum und vor Paris.
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Nagelsmann setzt deutliches Warnisgnal

Zum Start eine Ergebniskrise und der dahinschmelzende Vorsprung an der Tabellenspitze, dann der Wirbel um die Paris-Reise von Serge Gnabry, gefolgt von der aufsehenerregenden Entlassung von Torwart-Trainer Toni Tapalovic und dem heftig diskutierten Interview von Manuel Neuer. Und nun die Spieler-Schelte von Nagelsmann.

Ja, die Bayern-Stars haben gegen den Abstiegskandidaten Dienst nach Vorschrift geleistet. Nicht mehr, nicht weniger. Es wäre ein Leichtes gewesen, den dürftigen Auftritt mit der Erklärung "PSG war im Hinterkopf" abzutun und damit nicht zu hoch zu hängen. Doch das war offenbar nicht im Sinne des FCB-Trainers. Unzufrieden und genervt entschied er sich stattdessen dafür, die Sinne zu schärfen - und wählte dafür ein riskantes Stilmittel. Das der öffentlichen Kritik.

"Wenn wir am Dienstag so spielen, wird es nicht reichen, um weiterzukommen." Ein deutliches Warnsignal an die Mannschaft, das er nicht prägnanter hätte formulieren können. Nagelsmann beschönigt nichts, zuvor hatte er bereits mit einer ungewöhnlichen Halbzeitansprache seinem Unmut Luft gemacht.

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Julian Nagelsmann ist mit der Leistung der Mannschaft noch nicht zufrieden, aber ist diese ''Warnung'' sogar kontraproduktiv?

Vertrauen in die Mannschaft beschädigt?

Nach "intensiven 90 Sekunden" habe er nach eigenen Angaben die Kabine wieder verlassen, zu einer Reaktion in Form einer sichtbaren Leistungssteigerung hat dies aber nicht geführt. Möglicherweise sah sich Nagelsmann deswegen auch dazu genötigt, nach dem Spiel öffentlich Alarm zu schlagen, wenn seine Weckrufe intern bei den Spielern nicht durchdringen. Doch eines ist auch klar: Bochum ist nicht Paris.

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Ob gegen Barcelona oder Inter - in den wichtigen Spielen, wenn die Hymne der Champions League erklingt, hat die Mannschaft in dieser Saison stets zuverlässig abgeliefert. Sky Experte Lothar Matthäus bewertet die kritischen Nagelsmann-Aussagen deswegen als "überflüssig" und verweist aus eigener Erfahrung auf die traditionelle Fokus-Änderung der Bayern-Stars in den besonders großen Spielen ("Die Spieler wissen genau, worum es am Dienstag geht"). Allein darauf will sich Nagelsmann offensichtlich aber nicht verlassen, was im Umkehrschluss bedeutet: Das Vertrauen in die Mannschaft ist nicht mehr uneingeschränkt vorhanden.

Positiv ist, dass auch seine Profis nach dem Bochum-Spiel selbstkritische Töne von sich gaben (Goretzka: "Das war jetzt keine Sahne-Leistung von uns), mit dem zuletzt gesperrten Joshua Kimmich kommt zudem nicht nur ein Leader, sondern auch die emotionale Ader zurück. Aber auch diese Aspekte sind für Nagelsmann nicht ausreichend.

CL-Aus hätte weitreichende Folgen

Zu oft musste er in dieser Saison öffentlich monieren, dass zuweilen Tempo, Enthusiasmus und Leidenschaft fehlen. Zu viel steht am Dienstag auf dem Spiel, besonders für Nagelsmann selbst. Ein erneut frühes Aus in der Königsklasse nach der riesigen Enttäuschung im vergangenen Jahr im Viertelfinale gegen den Underdog aus Villarreal hätte weitreichende Folgen und würde früh einen riesigen Schatten über die Saison legen, schließlich hat der deutsche Rekordmeister in dieser Saison so viel Geld auf dem Transfermarkt wie noch nie zuvor (rund 145 Millionen Euro) ausgegeben.

Und durch die Umgestaltung im Nagelsmannschen Betreuerstab mit der Verpflichtung von Torwarttrainer Michael Rechner als Nachfolger von Neuer-Intimus Toni Tapalovic wurde ihm ein Wunsch erfüllt. Dafür wollen die Verantwortlichen jetzt erst recht sportliche Erfolge sehen. Noch genauer hinsehen als ohnehin wird Fußball-Deutschland am Dienstag in Paris.

Thomas Müller & Co. müssen die Werte auf den Platz bringen, die ihr Trainer bemängelt hat. Ansonsten ist das Binnenverhältnis zwischen Mannschaft und Trainer zwangsläufig zu hinterfragen. Dafür hat Nagelsmann mit seiner öffentlichen Kritik selbst gesorgt, frei nach dem zu ihm passenden Motto: Kein Risiko einzugehen, ist oftmals das größte Risiko.

Mehr zum Autor Robin Schmidt

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