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Fußball: Kimmich, Rodri und Rice - Sechser im Vergleich

Mythos Holding-6: Die am meisten unterschätzte Position im Weltfußball

Rodri (l.) von Manchester City und Joshua Kimmich (r.) vom FC Bayern München: zwei Namen, die in der Holding-Six-Debatte immer wieder genannt werden.
Image: Rodri (l.) von Manchester City und Joshua Kimmich (r.) vom FC Bayern München: zwei Namen, die in der Holding-Six-Debatte immer wieder genannt werden.  © Imago

Thomas Tuchel wünscht sich eine Holding Six. Stil-Ikonen wie Gattuso, Keane und Rijkaard prägten das Bild des Sechsers, Pass-Maschinen wie Busquets und Xabi Alonso entwickelten die Position weiter. Rodri und Rice verkörpern den Typus des modernen Mittelfeld-Abräumers. Was machen sie besser als Kimmich und Goretzka? Eine Analyse.

"Ich bin ein Sechser!" Eine empfindliche Reaktion des Joshua Kimmich vor wenigen Wochen, als Bayerns Mittelfeld-Boss auf eine mögliche Baustelle im Kader des deutschen Rekordmeisters angesprochen wurde.

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Joshua Kimmich sieht sich als Sechser - Thomas Tuchel hatte zuletzt öffentlich gesagt, dass er sich noch einen echten Sechser beim FC Bayern wünscht.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel sieht im Bayern-Kader "keinen richtigen defensiven Sechser, der sehr defensiv denkt, der darauf achtet, dass da hinten nichts passiert, dem es mehr um den Schutz der eigenen Defensive geht." Eine harsche Aussage, die Kimmich zu seinem trotzigen Statement veranlasst hatte. Dass Tuchels Analyse nicht ganz unberechtigt ist, zeigt die These von Sky Experte Lothar Matthäus. Kimmich solle sich wieder mehr auf seine defensiven Aufgaben konzentrieren. "Wenn er das Zentrum freimacht, seine Ausflüge auf die halbrechte Seite macht und mit seinen Weltklasse-Chipbällen Tore einleitet, dann ist es ja in Ordnung. Aber dann ist er nicht mehr der Sechser", schätzt Matthäus ein.

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Der Typus "intelligenter Mittelfeld-Abräumer" ist selten zu finden

Der Rekord-Nationalspieler skizziert ein Rollenverständnis, das in seiner Unauffälligkeit und Eleganz Rodri bei Champions-League-Sieger Manchester City und Declan Rice als Defensiv-Leader bei West Ham bzw. ab sofort bei Arsenal sowie in der englischen Nationalmannschaft in Perfektion bekleiden. Der Typus intelligenter Mittelfeld-Abräumer ist im Weltfußball selten zu finden und deshalb so wertvoll. Das zeigen die Mega-Summen über 100 Millionen Euro, die der FC Arsenal in eine Verpflichtung von Rice und der FC Chelsea jüngst in die von Moises Caicedo steckte. Was machen Rodri, Rice oder Caicedo besser als Kimmich und Leon Goretzka?

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Bayern fehlt eine ''Holding-6'' & Das wären die Goretzkas Alternativen

Was machen Rodri und Rice besser als Kimmich oder Goretzka?

Es sind in erster Linie die Zweikampf-Werte, bei denen das Premier-League-Duo in anderen Sphären performt als die bayerische Doppel-Sechs. Die größten Unterschiede liegen in der Kategorie der durchschnittlichen Anzahl an Ballgewinnen pro 90 Minuten. Angeführt wird dieses Ranking vom City-Abräumer Rodri, der es wie Rice im Schnitt auf etwas mehr als neun Ballgewinne bringt. Kimmich (8,4) und Goretzka (7,3) fallen hier deutlich ab.

Anders sieht es in der Offensive aus. Hier schneidet Kimmich klar am besten ab, er hat die meisten Tore (5), Assists (6) und direkte Torbeteiligungen (11) Kimmich (3,6) und Goretzka (3,2) kommen auch auf die mit Abstand meisten Schussbeteiligungen pro 90 Minuten. Im Vergleich dazu schneiden die Premier-League-Stars Rodri (2 Tore, 6 Assists, 8 Torbeteiligungen) und Rice (4 Tore, 2 Assists, 6 Torbeteiligungen) etwas schlechter ab.

Im Bayern-Mittelfeld fehlt jedoch ein groß-gebauter Abräumer, der wie Rodri bei den Citizens durchschnittlich über zwei Kopfballduelle pro Spiel gewinnt. Goretzka entscheidet mit seiner physischen Präsenz zwar 0,2 Kopfballduelle mehr pro 90 Minuten für sich. Als Absicherung vor der Abwehr nahm sowohl Tuchel als auch Vorgänger Julian Nagelsmann Goretzka seine Stärke als Box-to-Box-Spieler.

Liverpool will Fabinho durch Endo ersetzen

Die Notwendigkeit eines Defensiv-Spezialisten im Mittelfeld hat man nicht nur bei den Bayern erkannt, sondern auch beim FC Liverpool. Nach dem Abgang des robusten Mittelfeld-Duos Fabinho und Jordan Henderson Richtung Saudi-Arabien blickte Manager Jürgen Klopp zweimal im Wettbieten mit Chelsea in die Röhre. Klopps Wunsch-Objekte Romeo Lavia und Moises Caicedo entschieden sich für einen Wechsel nach London anstatt zu den Reds.

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Dennoch hat die neueste bevorstehende Liverpool-Verpflichtung alle überrascht: Wataru Endo. Den VfB-Kapitän lassen sich die Reds nach Sky Informationen rund 20 Millionen Euro kosten, obwohl Endo die 30-Jahre-Marke überschritten und nur ein Jahr Restlaufzeit bei Stuttgart hatte. Der Endo-Transfer zeigt: Es muss nicht immer die ganz große Lösung auf der Position des defensiven Mittelfeld-Spielers sein. Viel wichtiger ist das Rollenverständnis, sich dem Team als defensive Absicherung unterzuordnen.

Wann setzt Flick auf Rani Khedira?

In dieselbe Kerbe schlug Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert, der den Bundestrainer für seine Kader-Nominierungen im vergangenen Länderspiel-Jahr kritisierte. Im Fokus: Union-Abräumer Rani Khedira, der sich trotz ansehnlicher Leistungen noch nicht im Kreis der Nationalmannschaft beweisen durfte.

"Einen Rani Khedira kontinuierlich nicht zu nominieren ist für mich nicht nachvollziehbar", polterte Ruhnert im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, "er hat über zwei Jahre hinweg national und international starke Leistungen gezeigt." Der Union-Boss wagte eine steile These: "So ein Spieler (wie Khedira) hätte eine 1:0-Führung gegen Japan bei der WM über die Bühne gebracht."

DFB-Team hat mehr Achter als Sechser

Ob Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka - trotz der internationalen Klasse im zentralen DFB-Mittelfeld fehlt ein Stabilisator vor der Abwehr, wie die spanische, englische oder brasilianische einen in ihren Reihen wissen - in den Augen des ehemaligen Nürnberg-Trainers Robert Klauß neben den Defiziten in der Förderung von Angreifern und Außenverteidigern ein deutsches Ausbildungsproblem. "In Deutschland fehlt es uns einen Tick an großgewachsenen Sechsern, die kicken können und trotzdem abräumen", gab Klauß bei At Broski zu verstehen.

Doppelsechs - typisch für den deutschen Fußball

Der Spielertypus robuster Abräumer würde aufgrund seiner Größe sofort in die Innenverteidigung gepackt, was die Ausbildung von kleingewachsenen zentralen Mittelfeld-Spielern zur Folge hätte. "Wir spielen in Deutschland viel mit einer Doppelsechs, sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Verein. Die Spanier oder Brasilianer beispielsweise bilden dagegen mehr im 4-3-3 aus", nannte Klauß eine weitere Ursache, "ein Casemiro oder ein Rodri würden sich auf einer klassischen Doppelsechs auch nicht so wohl fühlen. Da passen dann schon eher Goretzka und Gündogan zusammen."

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Wird Laimer der X-Faktor bei Bayern?

Dass auch mit einer Doppelsechs Goretzka und Kimmich Fußball auf höchstem Niveau gespielt werden kann, hat das Mittelfeld-Duo des FC Bayern beim CL-Triumph 2020 bewiesen. Ob sich Kimmich mit einer defensiveren Rolle wieder anfreunden kann, Neuzugang Konrad Laimer der neue X-Faktor im Bayern-Spiel wird oder Tuchel doch noch sein Transferwunsch eines defensiv-starken Sechsers erfüllt wird, wird die kommende Bundesliga-Saison zeigen.

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