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Andreas Wellinger will bei Vierschanzentournee auch in Innsbruck glänzen

Wellinger will in Innsbruck dem Fluch des Schicksalsbergs trotzen

Andreas Wellinger springt am Bergisel. Makaber: Von der Schanze aus sieht man den Innsbrucker Friedhof.
Image: Andreas Wellinger springt am Bergisel. Makaber: Von der Schanze aus sieht man den Innsbrucker Friedhof.  © DPA pa

Andreas Wellinger hat nach den ersten beiden Springen der Vierschanzentournee schon einen Finger am Goldadler. Doch vor dem Triumph wartet in Innsbruck der deutsche Schicksalsberg. Wellinger und Trainer Horngacher blicken zuversichtlich auf den Bergisel.

Andreas Wellinger lernt jeden Tag von David Beckham, wie der Weg nach ganz oben funktioniert. Die Netflix-Serie über den englischen Fußballstar gehört während der Vierschanzentournee zum abendlichen TV-Programm des Skispringers, der als Führender der Gesamtwertung gerade selbst an einem Sport-Märchen schreibt. "Beckhams Karriere fasziniert mich. Am Ende wollen wir alle das Gleiche - der Beste sein", sagt der 28-Jährige (Podium in Garmisch! Wellinger verteidigt Tournee-Führung).

Doch wie Beckham muss auch Wellinger erst so manches Hindernis überwinden. In seinem Fall heißt die Herkulesaufgabe Bergisel.

Seit Jahren platzen auf der traditionsreichen Schanze regelmäßig die Tournee-Träume der DSV-Adler, längst ist vom "deutschen Schicksalsberg" die Rede. Den coolen Bayern aus Ruhpolding lässt das jedoch kalt. "Ich mag den Bergisel", sagt Wellinger vor dem Wettkampf am Mittwoch (so siehst du die Tournee im TV) trotzig.

Erster deutscher Halbzeit-Führender seit 22 Jahren

Tatsächlich ist Wellinger noch immer der letzte Deutsche, der bei der dritten Tournee-Station das Podest erreichte, 2018 war das mit Rang drei. Nun tritt er als erster deutscher Halbzeit-Führender seit Sven Hannawald vor 22 Jahren an. "Die Ausgangslage ist extrem gut, aber abgerechnet wird zum Schluss", sagt der zweimalige Olympiasieger.

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Andres Wellinger springt beim Neujahrsspringen in Garmisch auf Platz drei und führt die Vierschanzentournee weiter an - darüber sei der deutsche Skispringer sehr glücklich.

Auch wenn er in der Qualifikation am Dienstag nur 15. wurde, bisher geht Wellingers Rechnung voll auf: Mit 600,7 Punkten liegt er zwar umgerechnet nur einen Meter vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi (598,9). Stefan Kraft, vor der Tournee klarer Favorit, liegt als Dritter mit 575,5 Punkten aber schon deutlich zurück. "Der Rückstand ist leider eine Nuance zu groß", sagt auch der Österreicher selbst.

Duell zwischen Wellinger und Kobayashi

Alles läuft also auf ein Duell zwischen dem Herausforderer Wellinger und dem zweimaligen Tournee-Champion Kobayashi hinaus.

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Innsbruck wird für den Deutschen nun zur Reifeprüfung, an der so viele andere scheiterten: Severin Freund stürzte dort 2016 ebenso wie zwei Jahre später Richard Freitag. Markus Eisenbichler (2019) und Karl Geiger (2020 und 2021) patzten jeweils als Gesamt-Zweite.

Horngacher und Geiger glauben an Wellinger

Bundestrainer Stefan Horngacher will dennoch nichts von einer "Schicksalsschanze" wissen. "Der Bergisel macht uns gar nichts aus. Wir trainieren viel darauf, speziell Andi, der in der Nähe wohnt", sagt der Österreicher. Und auch Geiger, als 14. der Gesamtwertung weit hinter den Erwartungen zurück, macht seinem Teamkollegen Mut: "Ich glaube, dass Andi das Ding rocken wird. Er macht das saugut."

Immerhin: Der berüchtigte Föhnsturm soll in diesem Jahr einen Bogen um den Bergisel machen. "Ich hoffe, dass die Bedingungen passen, damit der beste Springer gewinnt", sagt Wellinger, der in Innsbruck auch schon schwarze Stunden erlebte. Bei der WM 2019 etwa musste er nach schwachen Leistungen zuschauen, wie die deutsche Mannschaft ohne ihn Gold holte.

Auf den Spuren von Sven Hannawald

Und es ging noch bitterer: Im Januar 2021 landete er am Bergisel im zweitklassigen Continental Cup nur auf Rang 50 und wurde in den FIS-Cup geschickt, die 3. Liga des Skispringens.

Drei Jahre später ist Wellinger zurück - und so nah am Tourneesieg wie keiner Deutscher mehr seit Hannawalds Triumph vor 22 Jahren. "Ich bin stolz, dass ich in dieser Situation bin", sagt er: "Jetzt ist es die Kunst, sich bis zum letzten Sprung am wenigsten zu erlauben." Vor allem in Innsbruck.

SID

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