1992 hatte sich die dänische Mannschaft eigentlich gar nicht für die Endrunde der EM in Schweden qualifiziert. Zehn Tage vor Turnierstart rückten sie dann doch ins Turnier. Knapp drei Wochen und viele Burger später war Dänemark Europameister.
Auf dem Balkan herrschte im Juni 1992 Bürgerkrieg. Aufgrund von UN-Sanktionen wurde Jugoslawien für die Fußball-Europameisterschaft disqualifiziert. Zehn Tage vor Turnierstart kamen so die Dänen ins Spiel. Als Quali-Zweiter hatten sie die sportliche Qualifikation verpasst.
Jetzt durften Trainer Richard Möller Nielsen und seine Jungs als Nachrücker doch um den EM-Titel kämpfen. Möller Niesen wollte in seinem freien Sommer eigentlich die Küche renovieren. Statt den Hammer zu schwingen, ging es ab nach Schweden. Ganz ohne Vorbereitung und ziemlich planlos. Dafür aber mit einer Menge Leichtigkeit im Gepäck. Zu verlieren hatten die Dänen schließlich nichts.
Kaum Vorbereitung, aber ganz viel Spaß
Gedanklich waren die Dänen eigentlich schon im Urlaub. Die heimische Superliga endete erst drei Tage vor dem Start der EM. Und statt Strand und Sonne ging es ins deutlich kühlere Schweden zur Europameisterschaft. Die Dänen waren also im Spielrhythmus, aber müde vom Ligaalltag.
Die wenigen Legionäre waren sogar schon im Urlaub! Statt Badelatschen und Strand gab es für Kapitän Lars Olsen und Co. plötzlich Fußballschuhe und Konditionseinheiten. Trotzdem bewahrten sich die Dänen ihre gute Stimmung - die unverhofften EM-Urlauber zeichnete ihren unbändigen Teamspirit aus.
Der unterschätzte Underdog
Motivation kann Dänen-Trainer Möller Nielsen: "Jungs, geht raus und blamiert euch nicht. Macht euch stolz. Das reicht mir vollkommen." So stellte der Coach sein Team für das erste Spiel gegen England ein. Die Dänen war zwar dankbar über die spontane Teilnahme, große Chancen rechneten sie sich aber nicht aus.
Gegen England erkämpften sie sich immerhin einen 0:0-Achtungserfolg. Im zweiten Spiel gab es gegen Gastgeber Schweden eine knappe Niederlage. Die EM-Abenteuer schien schon nach der Vorrunde zu enden.
Aber am letzten Spieltag dann die erste Sensation: ein 2:1 gegen Frankreich. Halbfinale statt Heimfahren! Und das gegen den großen Favoriten Niederlande. Die Star-Truppe um Marco van Basten nahm die Dänen auf die leichte Schulter. Was sich rächen sollte: 7:6 nach Elfmeterschießen für "Danish dynamite". Finale!
Erst McDonalds, dann Endspiel
Extra-Motivation für das Spiel gab es bei McDonalds - die legendäre Burger-Vorbereitung. Das Team forderte ihren Coach eher aus Spaß zu dem Besuch bei McDonalds auf.
Möller Nielsen nahm das ernst und belohnte seine Truppe mit Burger, Cola und Pommes fürs harte Training. Eigentlich absolut untypisch und unprofessionell. Aber ein Ebenbild einer zusammengewachsenen Mannschaft, die nichts zu verlieren hatte. Im großen Finale traf die Burger-Crew auf den scheinbar unschlagbaren Weltmeister Deutschland.
Von "auf Jahre hinaus unschlagbar" war aber nichts zu sehen: Die eingeschworenen Wikinger fertigten Deutschland ab. Der Weltmeister hatte Dänemark schlicht unterschätzt. Nach 90 Minuten hieß 2:0 für die Dänen. Ein Land im Ausnahmezustand. Die EM-Touristen wurden zu Champions. Die bis dahin größte Überraschung der EM-Geschichte. Und die Dänen haben bewiesen, dass Teamgeist, Wille und Kampf im Fußball ausreichen können. Zusammen mit ein paar Burgern.
29 Jahre später hat Dänemark wieder ein Team, das so gefeiert wird wie die EM-Helden von 1992. Nach dem Zusammenbruch des Spielmachers Christian Eriksen im ersten Gruppenspiel gegen Finnland (0:1) gelang Dänemark später doch noch den emotionalen Einzug ins Achtelfinale - und begeisterte damit die gesamte Fußballwelt.
Kurios: Auch dieses Mal steht ein Mann namens Schmeichel zwischen den Pfosten. Zählte 1992 noch Peter Schmeichel zu den umjubelten Helden, hütet nun sein Sohn Kasper das Tor der Skandinavier. Am Samstag im Achtelfinale gegen Wales (ab 18 Uhr hier im Liveticker) können er und seine Vorderleute der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.