Felix Magath lobt die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft unter der Regie von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Robin Dutt hat die Hoffnung, dass die DFB-Elf wieder für "gierigen" Fußball steht.
Felix Magath bei Sky:
… über Toni Kroos: "Ich war skeptisch. Ich wusste auch nicht, in welchem Zustand er [Toni Kroos] ist und wie er dann diese Rolle ausfüllen wird oder will und wie die Mannschaft ihn aufnehmen wird. Aber er war überragend. Er war von Beginn an der Chef. Das ist nicht weiter tragisch, weil Ilkay Gündogan hatte nie die Chefrolle. Der spielt ja schon ein bisschen länger und er war in den letzten Jahren nie der Chef, sondern immer irgendwo daneben. Deswegen war diese Personalie genau richtig. Toni Kroos wird der Chef sein und da fühlt sich jetzt Ilkay Gündogan viel wohler als zuvor. Das ergänzt sich wunderbar."
… über Julian Nagelsmann: "Er [Julian Nagelsmann] ist jung, er hat aber schon ein paar Jahre als Trainer gearbeitet. Es ist ja nicht so, dass es seine erste Station ist und insofern, er hat die richtige Analyse gemacht von dem bisher Geschehenen und hat das konsequent mit Mut und Risiko umgesetzt. Aber er hat gewonnen, er hat alles richtig gemacht und er hat so einen neuen Geist in die Mannschaft gebracht. Einen Geist, den man braucht, um so ein Turnier zu spielen. Darauf haben wir alle schon seit Monaten gewartet und da ist er jetzt perfekt in diese Endphase der Europameisterschaft gestartet."
… über Manuel Neuer: "Er [Manuel Neuer] ist der Beste. Er kann ja auch nichts dafür, dass er ein bisschen größer ist als [Marc-Andre] ter Stegen. Er hat aber auch physische Fähigkeiten wie kein anderer. Ich habe ihn ja trainiert. Von den Spielern, die ich gehabt habe, gab es keinen, der diese physischen Qualitäten hat wie Manuel Neuer - was Sprungkraft, Schnelligkeit, Reaktionsvermögen und Ausdauer angeht. Der hat alles. Er hat jetzt auch genügend Erfahrung. Wenn ich jetzt Bayern-Trainer gewesen wäre, hätte er gespielt, sobald er hätte stehen können. Ich hätte den ins Tor gestellt, der hätte gar nicht laufen müssen. Insofern bin ich überzeugt, dass er der richtige Mann ist. Er hat uns 2014 schon die Weltmeisterschaft geholt und er wird, wenn er im Tor steht und fit ist, der Rückhalt unserer Mannschaft sein. Da bin ich sicher."
Robin Dutt bei Sky:
… über die deutsche Nationalmannschaft: "Vor zwei Wochen war der deutsche Fußball am Boden. Jetzt haben wir zwei Tests gemacht und jetzt sprechen nicht nur Fans, sondern auch die ersten Experten von einem Muss als Europameister. Es ist nicht einfach, mit welcher Haltung du da rangehst. Einerseits kommt der deutsche Fußball jetzt nicht gerade mit der breiten Brust, andererseits bist du Deutschland und hast eine Heim-EM. Also du kannst natürlich nicht reingehen und sagen 'Wir sind der absolute Underdog.' Aber uns steht es momentan auch nicht zu, zu sagen, wir sind der Turnierfavorit. Deswegen müssen wir das schaffen, dass wir für eine Haltung und Freude stehen. Wie wollen wir Fußball spielen? Ich erinnere mich ein bisschen zurück an 2006. Das war auch Fußball, der zum Teil erfolgreich war, aber nicht immer schön anzuschauen. Mit der Heim-WM hatten wir vor allem neue Spielertypen wie Basti Schweinsteiger, Philipp Lahm. Da war eine Spielfreude da und daraus entstand ein Turniererfolg, der nicht Turniersieger war, aber Halbfinale war.
Wenn die Mannschaft für Freude und Lebensgefühl steht und wir so ein Sommermärchen hinbekommen, ist es vielleicht nachher egal, ob wir Europameister oder Halbfinalist werden oder bei einem tollen Spiel im Viertelfinale rausfliegen. Aber wir müssen für etwas stehen, für tollen und gierigen Fußball. Da habe ich jetzt wieder Hoffnung nach diesen zwei Spielen, dass es dahin kommen könnte. Aber alle, die jetzt künstlich den Europameistertitel ausrufen, tun der Mannschaft überhaupt keinen Gefallen damit."
… über Leroy Sane: "Im Herbst dieser Saison war [Leroy] Sane für mich in einer absoluten Topform. So habe ich ihn selten gesehen, auch engagiert. Nachher hat Bayern nicht mehr so gut gespielt und er auch nicht mehr. Ich würde ihn schon allein deswegen jetzt, heute, Ende März nicht in die Startformation nehmen, um ihm weiter das Gefühl zu geben: 'Du musst auch zivil nach Frankfurt reisen, du musst Teamplayer sein, du musst Vollgas geben.' Denn ich bin absolut überzeugt davon, dass Sane den absoluten Unterschied in dieser Mannschaft machen kann. Der hat eine Fähigkeit, die hat kaum ein anderer in dieser Mannschaft.
Aber solange wir hier immer noch darüber reden 'Wenn er Bock hat' Also das 'Wenn er Bock hat' muss gestrichen werden, Das muss glaubhaft da sein und es wird wahrscheinlich nur glaubhaft da sein, wenn kein Experte, kein Medienvertreter ihn heute schon in die Startformation nimmt, sondern der wird eine ganz wichtige Rolle bei der Europameisterschaft spielen, aber lass ihn doch mal ein bisschen kämpfen für seinen Platz. Das schadet ihm nicht."
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