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Ralph Hasenhüttl vom VfL Wolfsburg im exklusiven Sky Interview

Sky exklusiv || Hasenhüttl: "Ich war satt"

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Seit März 2024 ist Ralph Hasenhüttl neuer Cheftrainer des VfL Wolfsburg. Im ersten exklusiven Interview verrät der Österreicher bei Sky Sport Gedanken ans Aufhören und wie die Zusammenarbeit mit Sohn Patrick abläuft.

Ralph Hasenhüttl will es nochmal wissen. Dabei war der 56-jährige Österreicher nach seiner Zeit beim FC Southampton schon drauf und dran, seinen Trainerjob dauerhaft ruhen zu lassen. Was ihn zum Umdenken bewegt hat und wie er der Perspektive entgegenblickt, als ältester Bundesliga-Trainer in die kommende Saison zu gehen, verrät er im exklusiven Interview mit Sky Reporter Sven Töllner.

Sky: Muss man sich auch als Trainer erst wieder an die Anforderungen gewöhnen, die ein Bundesliga-Spieltag mit sich bringt?

Ralph Hasenhüttl: Es war ein intensives Spiel in Bremen - mit allem, was dazugehört. Und der erste Sieg war emotional natürlich ein toller Moment. In diesem Job gehört eine gewisse Intensität einfach dazu.

Sky: Haben Sie bei allem Stress auch eine Art Kick gespürt?

Hasenhüttl: Dieses Gefühl des Siegens ist schon etwas, wonach man süchtig werden kann. Und das ist auch der Grund, warum man nie so ganz vom Fußball lassen kann. Das kann man schwer mit irgendetwas anderem vergleichen.

Sky: Wie haben Sie das denn angestellt während Ihrer anderthalbjährigen Auszeit?

Hasenhüttl: Grundsätzlich sucht man sich Arbeit, bei der man auch das Ergebnis sieht. Das können ganz simple Dinge sein. Man muss halt irgendwie wieder ins normale Leben finden. Ich war sehr viel mit meiner Familie zusammen, habe viel Zeit mit meiner Frau und vor allem auch mit unseren Kindern verbracht. Und wir haben in dieser Zeit auch ein Haus gebaut. Jürgen Klopp hat mal zu mir gesagt: ‚Als Trainer vermisse ich Dinge, für die ich einfach keine Zeit habe'. Und wenn er nicht mehr Trainer ist, wird er diese Aufgabe vermissen. Beides zusammen geht nicht. Man sollte immer versuchen, sich in dem Moment wohlzufühlen, in dem man sich gerade befindet.

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Sky: Wie wertvoll war die Zeit mit Ihren Kindern? Man denkt ja als Vater häufig, dass man sich nicht genug Zeit genommen hat.

Hasenhüttl: Ja, natürlich ist das so. Und nicht nur das. Wir haben unsere beiden Söhne während der Pandemie anderthalb Jahre nicht gesehen. Wir haben Weihnachten ohne sie verbracht, weil das Reisen verboten war. Das war im Nachhinein schon eine harte Zeit.

Sky: Nach Ihrem Aus bei Southampton hieß es in der Branche, Sie hätten kein Interesse mehr am Trainer-Job. War das so?

Hasenhüttl: Nach vier Jahren in England war es tatsächlich so, dass ich kein Spiel mehr sehen konnte. Ich war satt! Mal ohne Fußball zu sein - das habe ich wirklich sehr genossen. Irgendwann fängt das Kribbeln dann aber wieder an. Man schaut Spiele wieder anders - nicht nur als Fan. Und man beginnt, dieses ganze Wissen wieder aufzurollen.

Sky: Und weiß dann nicht, wohin damit?

Hasenhüttl: Man fragt sich: Was will ich in dieser Situation machen? Aber natürlich, ohne sich irgendwo anzubiedern. Irgendwann kann man den Vereinen, die an einen herantreten, dann halt nicht mehr sagen: Ich brauche noch Zeit. Wir lassen das jetzt mal, weil ich mich erstmal in Ruhe wieder aufladen muss. Dann musst du dir die Frage stellen: Willst du es dir nochmal beweisen? Kannst du nochmal in den Kampf ziehen und allen zeigen, dass du weiterhin die Gier und den Hunger dafür hast?

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Im Exklusivinterview gesteht Wolfsburg-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl nach seinem Aus beim FC Southampton und vor seinem Start bei den Wölfen Gedanken an ein Karriereende als Trainer gehabt zu haben und was ihn hat weitermachen lassen.

Sky: Der Hunger war dann wieder da?

Hasenhüttl: Ja, sonst kannst du das vergessen. Die Energie ist wieder da. Und ich finde die Bundesliga nach wie vor super spannend. Außerdem habe ich ihr viel zu verdanken. Sie ist immer noch eine der besten Ligen der Welt, und sie kann noch besser werden.

Sky: Haben Sie attraktive Angebote abgelehnt, als die Energie und der Hunger noch nicht wieder da waren?

Hasenhüttl: Ja. In einigen Fällen haben sich meine Familie und auch mein Berater schon gewundert. Da waren nicht nur finanziell lukrative Optionen dabei, sondern auch hochinteressante sportliche Herausforderungen. Aber da war ich noch nicht bereit. Das habe ich natürlich nie öffentlich gemacht, den Interessenten aber immer schnell und klar gesagt, aus welchen Gründen ich noch nicht zur Verfügung stehe.

Sky: Mit Wolfsburg hat es jetzt gepasst. Dabei gibt es für den VfL in dieser Saison nichts mehr zu gewinnen

Hasenhüttl: Das stimmt nicht. Wir haben noch sieben richtig gute Ziele. Ich glaube, dass wir so gierig sein müssen, dass wir das Bestmögliche aus den letzten Spielen der Saison herausholen wollen. Jedes positive Erlebnis stärkt die Gemeinschaft. Und natürlich kann sich jeder jetzt schon zeigen. Denn sofern wir dann gerettet sind, beginnt ja auch schon die Planung für die kommende Saison.

Sky: Die letzten sieben Spiele sind Bewährungschancen für alle?

Hasenhüttl: Der Konkurrenzdruck ist groß. Wir haben 24 Spieler im Kader - da wird es schwierig, jedem genügend Chancen zu geben. Aber jeder sollte versuchen, auf den Zug aufzuspringen und mitzufahren.

Sky: Ist der aktuelle Kader stärker besetzt, als es der Tabellenplatz vermuten lässt?

Hasenhüttl: Nein. Wir haben bislang genau das geleistet, was wir an Punkten bekommen haben - nicht mehr und nicht weniger. Wir haben Defizite im Spiel, die wir schnell abstellen müssen und bessere Abläufe und Automatismen entwickeln wollen. Das führt dann in Zukunft hoffentlich zu kontinuierlichen Erfolgserlebnissen.

Sky: Mit Marcel Schäfer und Sebastian Schindzielorz wird der Austausch sehr eng sein. Sind sie drei miteinander auf einem guten Fuß gestartet?

Hasenhüttl: Ja. Die ersten Gespräche waren sehr gut. Marcel hat eine sehr angenehme und klare Art. Sebastian ist sehr engagiert und will schnell das Ruder rumreißen. Da habe ich mich sofort gut verstanden gefühlt.

Sky: Haben Sie sich bei den beiden erkundigt, was unter Niko Kovac schiefgelaufen ist?

Hasenhüttl: Nein. Das interessiert mich weniger. Für mich ist in erster Linie wichtig, mit welchen Leuten ich zusammenarbeiten werde und welchen Stab ich mitnehmen kann. Und wenn ich das Gefühl habe, der Verein gibt mir die Möglichkeit, so zu arbeiten, wie ich möchte, dann ergibt es für mich Sinn. Dann kann ich mich schnell für die Aufgabe begeistern.

Sky: Warum war es wichtig für Sie, Ihren Sohn Patrick mit im Stab zu haben?

Hasenhüttl: Wir haben immer davon gesprochen, dass es schön wäre, irgendwann mal zusammenzuarbeiten. Er war immer der kritischste Beobachter unserer Spiele. Es war mir generell wichtig, dass ich Leute um mich herumhabe, die meinen Weg kennen und wissen, wie ich ticke. Das ist das, was mich eigentlich am meisten interessiert hat.

Sky: Patrick war bis vor kurzem noch Spieler…

Hasenhüttl: Den Schritt zu gehen, ist nicht so ganz einfach für ihn. Er war ein professioneller und leidenschaftlicher Fußballer, der als Spieler eine sehr schöne Zeit verbracht und von heute auf morgen gesagt hat: Ich kann das nicht mehr, weil der Körper nicht mehr mitmacht. Ich bin froh, dass ich ihm die Möglichkeit geben konnte, bei uns dabei zu sein. Er ist Teil unseres Teams, hat seine speziellen Aufgaben. Er wird viel lernen und daran wachsen. Ich merke jetzt schon, dass es ein sehr harmonisches Trainerteam ist. Die Befürchtung, dass es schwierig werden könnte, mit dem Sohn zu arbeiten, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: es fühlt sich in der Gesamtkonstellation stimmig an. Die Kombination im Trainerteam ist sehr gut, aber wir brauchen auch Ergebnisse.

Sky: Haben Sie die gemeinsamen Analysen über die Jahre verfeinert?

Hasenhüttl: Ja, klar. Er hat meine Spiele immer analysiert. Als ich nicht gearbeitet habe, habe ich seine Leistungen auf dem Platz analysiert. Das war nicht immer nett für ihn (lacht)…

Sky: Da wurde Klartext gesprochen?

Hasenhüttl: Natürlich. Wir haben uns nie etwas geschenkt, sondern immer sehr klar die Meinung gesagt. Das erwarte ich auch von meinen Co-Trainern. Wir haben mit Rainer Widmayer, Craig Fleming und Patrick ein richtig gutes Team beisammen.

Sky: Ihr Sohn weiß, wie die Spieler denken, haben Sie gesagt. Wissen Sie das nicht mehr?

Hasenhüttl: Doch. Aber es gibt Situationen, in denen man erkennen muss, dass im Training mal ein bisschen Spaß gefragt ist. Je älter man wird, umso mehr will man Inhalte vermitteln und vergisst dabei vielleicht mal, dass es nicht so lustig ist, immer nur Taktik zu pauken. Dann hilft mir der Hinweis, dass man was tun muss, um ein bisschen Freude zu entwickeln.

Sky: Wird das vermeintliche Vertrauensverhältnis von Spielern und Co-Trainer nicht dadurch belastet, dass Patrick Ihr Sohn ist?

Hasenhüttl: Die Nähe zu mir kritisch zu sehen, ist eigentlich nicht sinnvoll. Ich kenne keinen Spieler, der dem Trainerteam Dinge offenbart, die der Cheftrainer nicht hören sollte. Da spielt es keine Rolle, ob der Co-Trainer mein Sohn ist. Viel wichtiger ist, dass die Spieler Vertrauen in das haben, was der Co-Trainer vermitteln soll. Da hat Patrick alle Voraussetzungen.

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Wolfsburgs Cheftrainer Ralph Hasenhüttl ist nach dem scheidenden Freiburg-Coach Christian Streich aktuell der älteste aktive Bundesligatrainer. Ein Umstand, der den Österreich ''schockiert'', wie er humorvoll zugibt.

Sky: Jetzt geht es um den Klassenerhalt. Mittelfristig will der VfL international spielen. Ein Anspruch, den Sie auch an sich selbst stellen?

Hasenhüttl: Man darf nicht vergessen, dass viele Mannschaften momentan einen großen Vorsprung haben. Es geht jetzt erstmal darum, diesen Vorsprung zu minimieren. Wenn ich jetzt die Top 5 der Bundesliga sehe, dann sind das fünf klasse Mannschaften, die die Champions-League-Plätze untereinander ausmachen. Um in diesen Kreis erstmal reinzukommen, muss viel passieren. Wir müssen an vielen Rädchen schrauben und unser Spiel in vielen Bereichen enorm verbessern. Es reicht nicht, davon zu träumen oder vielleicht ein paar Spieler zu holen. So einfach funktioniert Fußball nicht. Da steckt viel mehr dahinter.

Sky: Nach Christian Streichs Abgang werden Sie der älteste Trainer in der Bundesliga sein.

Hasenhüttl: Wahnsinn (lacht).

Sky: Wie denken Sie darüber?

Hasenhüttl: Das zeigt einfach, wie schnell die Zeit vergeht. Als Fußballer, aber als Trainer genauso. Das ist so - aber das spielt für mich keine Rolle.

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