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Lothar Matthäus Kolumne: Sky Experte über Tuchel, Hoeneß, Union und Schalke

Unter Tönnies würde es mit Schalke wieder aufwärts gehen

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Lothar Matthäus schreibt in seiner Kolumne über die Diskussionen um Verstärkungen beim FC Bayern und das Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und Uli Hoeneß. Union Berlins Situation schätzt er kritisch ein, bei Schalke 04 plädiert er für die Rückkehr einer Führungsperson.

Ich sehe die Personaldiskussion, die beim FC Bayern geführt wird, von beiden Seiten. Thomas Tuchel hat schon vor der Saison gesagt, dass er gerne noch zwei, drei Spieler mehr für die Defensive hätte. Das ist aus unterschiedlichen Gründen nicht passiert, und jetzt muss man durch diese Situation durch. Ich verstehe Tuchels Wünsche, aber ich verstehe auch die Einwürfe des Vereins, dass man sagt: Wir haben 17, 18 Nationalspieler und vier, fünf junge Spieler hinten dran. Wir schauen, was im Winter passiert, wie wir den Kader auffrischen können, ob wir was machen müssen.

Uli Hoeneß hat inhaltlich recht

Es gibt keine Spannungen zwischen Tuchel und Uli Hoeneß. Tuchel hat die Situation sehr gut moderiert. Hoeneß hat vor ein paar Monaten mal gesagt, er gibt keine Schlagzeilen mehr über den FC Bayern nach außen, man werde die Kanäle abschneiden. Aber du brauchst keinen Kanal nach außen, wenn Uli Hoeneß vor dem Mikrofon steht, das ist natürlich für die Medien sehr gut.

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Verschiedene Aussagen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß über den aktuellen Kader des FC Bayern sorgten in der vergangenen Woche für Aufregung. Jetzt hat Trainer Thomas Tuchel dazu Stellung bezogen.

Inhaltlich hat Hoeneß recht, wenn er sagt, der Trainer solle mit dem arbeiten, was er zur Verfügung hat. Es wäre vielleicht besser, diese Dinge intern zu besprechen, aber vielleicht wollte Hoeneß dem Trainer ganz klar sagen: 'Wir haben alles getan, wir haben jetzt nicht mehr Spieler. Du musst mit diesem Kader klarkommen und du wirst es schon schaffen.'

Der Austausch zwischen Tuchel und Hoeneß ist meiner Meinung nach von Tuchels Seite her sehr gut - und ich glaube auch von Hoeneß' Seite. Uli ist wieder häufiger an der Säbener Straße, er sucht die Gespräche mit Tuchel. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, das ist völlig normal. Aber auf eine Art und Weise, die keine negative Energie in den Verein bringt.

Tuchel wird weiter intern sagen, dass der ein oder andere erfahrene Spieler im Winter den Kader verstärken soll. Es ist nichts Negatives, dass ein Trainer einen breiten und bestmöglich ausgestatteten Kader haben will. Das macht Pep Guardiola in Manchester auch, vielleicht nicht so nach außen, aber er hat seine 20, 22 Spieler, auf die er vertraut.

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Bayerns Situation birgt Chance für junge Spieler

Man sieht an der aktuellen Situation, dass Tuchel vor einigen Wochen nicht zu Unrecht Verstärkungen gefordert hat. Jetzt haben die Bayern vier, fünf Verletzte, und schon wird es ein bisschen zäh auf der Bank. Die Belastungen werden in den kommenden Wochen nicht weniger. Es werden aber Spieler zurückkommen und die Bayern haben Profis im Kader, die verschiedene Positionen bekleiden können, ohne dass ein Qualitätsverlust erkennbar ist. Deswegen ist es wichtig, 16, 17 Spieler zu haben, die auf einem ähnlichen Niveau sind, die mit Druck und dem Rhythmus gewachsen sind und denen der Trainer vertraut.

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Die momentane Situation birgt auch die Chance für den ein oder anderen Spieler, nicht nur in den Kader zu rutschen, sondern Einsatzzeit zu bekommen. Herbert Hainer hat es schon vor der Saison erwähnt. Vielleicht findet man unter diesen Bedingungen wieder einen wie Schweinsteiger, Lahm oder Müller aus den eigenen Reihen. Frans Krätzig hat auf der Asienreise auf sich aufmerksam gemacht und hat im Pokalspiel in Münster ein Tor erzielt, aber in der Bundesliga sitzt er meistens auf der Bank, wie am Samstag in Mainz. Es gibt einige, die du reinschmeißen kannst, ob die dann den Rhythmus bei der Mehrfach-Belastung durchhalten, weiß ich nicht, dafür bin ich zu weit weg.

Hoffentlich bliebt die Bundesliga so spannend

Der Meisterschaftskampf ist offener als in den vergangenen Jahren, übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in den anderen europäischen Top-Ligen. In der Bundesliga ist Stuttgart weiterhin das Überraschungsteam. Leverkusen hat sehr gute Transfers getätigt, Dortmund hat sich aus der anfänglich schwierigen Situation befreit und Ergebnisse geliefert. Ich finde es super, dass die ersten fünf Mannschaften so eng zusammenstehen und ich hoffe, dass es auch am 33. Spieltag noch so ist. Es wäre auch wichtig für die Auslandsvermarktung, denn für Fans in Asien wäre es langweilig, wenn die Meisterschaft nach 27 Spieltagen entschieden wäre. Bayern ist nicht der Gejagte, sondern ein Jäger, die Meisterschaft wird in dieser Saison kein Selbstläufer.

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Union Berlin hat seine DNA verloren

Im Tabellenkeller sind nach Kölns Derbysieg gegen Mönchengladbach alle sehr eng beieinander. Union Berlin steckt mitten im Abstiegskampf und durch die ungewohnte Doppelbelastung mit der Champions League können sie sich nicht nur auf ein Spiel am Wochenende vorbereiten. Im Sommer wurden viele gute Transfers getätigt, aber vielleicht liegt gerade hier das Problem. Die DNA des Klubs ist verloren gegangen.

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Rani Khedira über die aktuelle Niederlagen-Serie von Union Berlin.

Früher hat man unbekanntere ausländische Spieler, Profis aus der 2. Liga oder aus der Bundesliga geholt, die in anderen Vereinen nicht den Durchbruch geschafft hatten, sich dann aber in Berlin zu Leistungsträgern entwickelt haben. Dann hat man sich entschlossen umzudenken, hat sich aus einem anderen Regal bedient und fertige, namhafte Spieler geholt. Aber dadurch hat ist dem Verein etwas verloren gegangen, das in ihm gesteckt hat.

Was auf Schalke passiert, macht mich traurig

Die Berliner Hertha hat in der 2. Liga ein bisschen den Turnaround geschafft, das freut mich. Traurig macht mich, was mit Schalke 04 passiert. Schalke hat immer die meisten Probleme mit sich selbst. Als Clemens Tönnies noch da war, hatte der Verein Erfolg, hat in der Champions League gespielt. Davon kann man jetzt nur noch träumen.

Probleme fangen häufig von oben her an. Schalke hatte entweder nicht die qualifizierten oder nicht die einflussreichen Leute, es gab keinerlei Kontinuität in der Führung. Ruhe entsteht nur wenn alle zusammen langfristig an einem Strang ziehen. Andere Vereine haben es vorgemacht, bei Schalke herrschte in den letzten 20, 30 Jahren eigentlich immer Unruhe.

Mit Rudi Assauer und Clemens Tönnies gab es erfahrene Leute, die den Klub, ähnlich wie Uli Hoeneß beim FC Bayern, als Vaterfiguren und Führungspersönlichkeiten im Griff hatten. Ich wüsste momentan gar nicht, wer bei Schalke das Gesicht des Vereins ist. Ich weiß nicht, wie das Innenleben auf Schalke aussieht, aber meiner Meinung nach ist die Mannschaft sicher nicht so schlecht, dass sie gegen den Abstieg spielen muss.

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Sky Reporter Dirk große Schlarmann berichtet über die Krisensituation beim FC Schalke 04. Vom Aufstieg wird mittlerweile nicht mehr geträumt, ein Blick in die andere Richtung ist nun viel wichtiger.

Doch irgendetwas stimmt nicht und ich verstehe den Ärger der Fans, die in den letzte ein, zwei Jahren viel gelitten, aber immer zu ihrer Mannschaft gestanden haben. Es sind wahrscheinlich viele Fehler gemacht worden, die ich aus der Entfernung nicht beurteilen kann, aber trotzdem fehlt mir die Führung. Ich würde mir wünschen, einen Clemens Tönnies zurückzuhaben, damit es mit Schalke wieder aufwärts geht.

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