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Lothar Matthäus Kolumne über Tuchel, Bayerns Kader, Kimmich und BVB

Das ist Tuchels Kader-Klemme

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Die Bundesliga hatte wieder einige Highlights zu bieten, wie Bayerns 8:0-Gala oder Dortmunds 3:3 in Frankfurt. Sky Experte Lothar Matthäus blickt auf den Titelkampf, die Kader-Situation in München sowie auf den Klassiker zwischen BVB und FCB am Samstag (ab 17.30 Uhr live auf Sky).

Ein Fehler wie der von Joshua Kimmich gegen Darmstadt kann passieren und ist mir auch schon passiert. Gegen Darmstadt hat Kimmichs Platzverweis keinen Schaden angerichtet. Er könnte aber noch Schaden anrichten, denn Kimmich fehlt am kommenden Samstag im Topspiel in Dortmund. Er hat in den vergangenen Wochen überragend gespielt und auf seiner Position hat der FC Bayern sowieso Probleme.

Die Sechser-Diskussion hat sich lange hingezogen, deshalb will ich nicht wieder damit anfangen, aber ich würde als Trainer wahrscheinlich auch nach einem defensiver denkenden Mittelfeldspieler Ausschau halten. Das macht Thomas Tuchel und das macht der FC Bayern, aber momentan sind ihnen die Hände gebunden.

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Joshua Kimmich ärgert sich nach dem 8:0-Kantersieg der Bayern gegen Darmstadt über seine frühe Rote Karte, aufgrund derer er das Topspiel am nächsten Wochenende gegen Dortmund von der Tribüne aus verfolgen muss.

De Ligt wäre eine Option für Bayerns Mittelfeld

Tuchel muss jetzt Lösungen finden. Ich sehe sogar de Ligt auf der defensiven Position im Mittelfeld, wenn Upamecano zurückkommen sollte. Man kann Musiala dort spielen lassen, wenn man es offensiver angeht. Ich finde die Lösung mit Laimer, Musiala und davor Müller nicht so schlecht.

Kimmich ist gesperrt, Goretzka hat sich die Hand gebrochen, Upamecano ist verletzt. Wenn beim FC Bayern im defensiven Bereich zwei, drei Spieler fehlen, sieht man, dass der Kader dort in der Breite nicht so gut aufgestellt ist wie in der Offensive. Das wusste der Verein, aber es hat in der Kürze der Zeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr funktioniert, im Defensivbereich zuzulegen, wie man es geplant und wie man es sich erhofft hatte.

Kader-Ausgeglichenheit schwächer als Leverkusen oder Leipzig

Ich habe es schon einmal vor drei Jahren gesagt: Der Kader des FC Bayern ist in der Breite und in der Tiefe nicht so besetzt, wie es erforderlich wäre. Nicht vom Niveau, sondern von der Ausgeglichenheit her. Die Bayern haben 16, 17 Qualitätsspieler, aber in der Ausgeglichenheit bis zu den Kaderplätzen 20 und 21 sind sie nicht so gut besetzt wie Bayer Leverkusen oder RB Leipzig. Sie haben niemanden auf der Bank, der die Lücken von Kimmich oder Goretzka schließt.

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Bayerns Trainer Thomas Tuchel über den Spielverlauf gegen Darmstadt

Eine starke Ersatzbank zu haben heißt, Druck auf die Spieler auszuüben, die auf dem Platz stehen. Das war beim FC Bayern in der Vergangenheit der Fall. Sobald es eine starke Ersatzbank gab, war auch die Leistung dementsprechend und das Gesamte hat funktioniert. Eine starke Ersatzbank ist das größte Pfund, das ein Trainer haben kann, um auf die Spieler Druck auszuüben. Jeder will spielen und sich für die EM im kommenden Jahr empfehlen, und das kannst du auf der Ersatzbank nicht. Es hat immer eine andere Wirkung, wenn draußen auf der Bank Nationalspieler sitzen und auf ihren Einsatz brennen.

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Ich gehe von einem Transfer im Winter aus

Man hat Spieler wie Hernandez, Pavard und Stanisic abgegeben und nur Kim für die Defensive geholt. Es fehlen zwei, drei Spieler, die näher dran sind an der Mannschaft als die Jugendspieler. Ich gehe sicher davon aus, dass die Bayern im Winter einen Transfer tätigen, weil man gemerkt hat, dass jetzt eine Situation eingetreten ist, die sie eigentlich vermeiden wollten.

Jeder Trainer hat das Recht und auch die Pflicht, darauf hinzuweisen, was im Kader vielleicht fehlt oder nicht seinen Vorstellungen entspricht. Ich glaube, dass es einen regelmäßigen Austausch gibt, und dass da die Meinungen zwischen Vorstand und Tuchel ein bisschen auseinandergehen, ist doch völlig normal.

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Kimmichs Sperre wiegt nicht schwerer als möglicher Hummels-Ausfall

Ich würde nicht sagen, dass die Sperre von Kimmich schwerer wiegt als ein möglicher Ausfall von Mats Hummels oder umgekehrt. In einem Spiel wie zwischen Dortmund und Bayern ist der Ausfall eines Spielers, auf den man als Trainer setzt und der die Qualität dieser beiden mitbringt, ein riesiger Nachteil.

In großen Spielen, in denen die Dortmunder etwas defensiver spielen, hat Hummels die Erfahrung, das Auge, das Stellungsspiel und die Zweikampfstärke und es ist ein großer Vorteil, ihn in der Mannschaft zu haben. Der BVB hat zwar in Süle einen weiteren Nationalspieler in seinen Reihen, der gerade gegen den FC Bayern zeigen will, dass man ihn vermisst. Aber die Persönlichkeit eines Hummels hat Süle einfach nicht. Hummels bringt eine andere Ausstrahlung mit und gibt der Mannschaft vielleicht etwas mehr Sicherheit.

Dortmund sehe ich zuhause auf Augenhöhe mit Bayern

Wenn ich die letzten sechs, sieben Monate anschaue, hat der BVB mehr Punkte geholt als die Bayern und ist in dieser Saison in der Bundesliga noch ungeschlagen. Sie sind in Frankfurt zweimal nach Rückstanden zurückgekommen und haben auch in der Champions League in Newcastle einen Riesenjob gemacht. Die Mannschaft glaubt an sich und hat durch die letzten Spiele an Selbstvertrauen gewonnen. Zu Beginn der Saison haben sie noch glückliche Siege geholt, aber mittlerweile spielen sie kompakt und erfrischend. Ich sehe sie zuhause auf Augenhöhe mit den Bayern.

In München haben sie zwar meistens auf den Deckel bekommen, aber in Dortmund haben sie in den vergangenen Jahren immer gut gespielt, auch wenn es zuletzt nicht zum Sieg gereicht hat.

BVB hat die vergangene Saison abgehakt

Auch aufgrund der Tabellenkonstellation, dass Leverkusen als Erster vorne wegläuft und auch Leipzig oben dabei ist, darf sich keiner einen Ausrutscher erlauben. Den Leipzigern hat das Unentschieden zuhause gegen Bochum mehr wehgetan als das 2:2 gegen Bayern. Solche Ausrutscher gegen die kleineren Teams waren auch bei Dortmund in den vergangenen Jahren immer ausschlaggebend dafür, dass der BVB am Ende nicht Meister geworden ist. Wenn sie letzte Saison zuhause gegen Bremen gewonnen hätten, wären die Dortmunder Meister geworden.

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Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Sky Sport Kolumne aktuelle Themen der Fußballwelt - nur auf skysport.de

Ich glaube, dass die Dortmunder die große Enttäuschung der vergangenen Saison abgehakt haben. Sie haben beim 1:0-Sieg in Newcastle und auch am Sonntag beim 3:3 in Frankfurt eine Reaktion gezeigt. Von daher glaube ich, dass die Dortmunder die Qualität haben, in wichtigen Spielen zu glänzen.

Natürlich liegt das Plus hinsichtlich der Qualität der einzelnen Spieler eher auf der Seite des FC Bayern, aber ich glaube, dass Dortmund gegenüber den vergangenen Jahren wieder aufgeholt hat und näher an den FC Bayern herangerückt ist. Wenn man so eine Erfolgsgeschichte geschrieben hat wie in den vergangenen acht Monate und so einen Lauf hat wie aktuell, sollte die Möglichkeit da sein, nach vier Jahren mal wieder gegen die Bayern zu gewinnen.

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