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Ex-Bayern-Stürmer Roy Makaay spricht über Deutschland & Niederlande

Sky exklusiv || Makaay: Das hat Musiala Wirtz voraus

Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala sind die Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft. Roy Makaay (r.) sieht den Bayern-Star einen Tick weiter als den Leverkusener.
Image: Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala sind die Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft. Roy Makaay (r.) sieht den Bayern-Star einen Tick weiter als den Leverkusener.  © DPA pa

Am Dienstag treffen die beiden Nachbarn einmal mehr aufeinander. Sowohl für die Niederlande als auch für Deutschland wird es ein wichtiger Test mit Blick auf die EM im Sommer. Ex-Bayern- und -Holland-Stürmer Roy Makaay stand skysport.de Rede und Antwort.

Roy Makaay hat in seiner illustren Karriere über 300 Tore erzielt. Unvergessen bleibt der bis heute schnellste Treffer der Champions-League-Geschichte in Diensten des FC Bayern. Am 7. März 2007 brauchte der Stürmer nur 10,12 Sekunden, um im Achtelfinal-Rückspiel das Netz von Real Madrid zappeln zu lassen.

Für die Niederlande lief der heute 49-Jährige insgesamt 43-mal auf, traf sechsmal. Makaay kennt das Gefühl, ein großes Turnier vor heimischen Fans zu bestreiten. Vor dem wichtigen Länderspiel am Dienstag (20.45 Uhr Liveticker auf skysport.de) zwischen der Elftal und Deutschland hat skysport.de mit ihm über die Nationalmannschaften der Nachbarländer und die anstehende Europameisterschaft im Sommer gesprochen.

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Skysport.de: Was machen die Spiele zwischen Deutschland und den Niederlanden so besonders?

Roy Makaay: "Man hat auf den großen Turnieren so oft gegeneinander gespielt - WM-Finale 1974 in Deutschland, EM-Halbfinale 1988 oder auch WM-Achtelfinale 1990. Und dann spielt natürlich auch mit rein, dass es Nachbarländer sind. Aber die kleinen Streitigkeiten (Spuckattacke von Frank Rijkaard an Rudi Völler bei der WM 1990) sind längst vergessen."

Skysport.de: Inwiefern ist die Niederlande mit Spielern wie Virgil van Dijk, Xavi, Cody Gakpo oder Memphis Depay besonderer als das deutsche Team?

Makaay: "Besonderer weiß ich nicht. Wir haben jetzt endlich mal wieder junge Talente - wie zum Beispiel Xavi. Andere wie Brian Brobbey von Ajax oder Joshua Zirkzee (FC Bologna) fallen leider verletzt aus, die in guter Form waren. Im Mittelfeld gibt es viele talentierte Spieler - und auch in der Abwehr. Wenn man sich mal anschaut, wie viele Innenverteidiger Holland hat, die alle bei großen Vereinen spielen. Die könnten alle mit zur EM. Auf vielen Positionen gibt es mehr Auswahl als noch vor ein paar Jahren."

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Skysport.de: Kann die Elftal um den EM-Titel mitspielen?

Makaay: "Die Mannschaft wird jedes Jahr ein bisschen stärker. Im Vergleich zur WM 2022 in Katar hat Holland jetzt ein stärkeres Team - vor allem in der Breite. Natürlich ist es schade, dass Frenkie de Jong jetzt in den Testspielen verletzungsbedingt nicht dabei sein kann. Dafür können andere zeigen, warum sie bei der EM neben Frenkie spielen sollen. Generell ist es gut für den holländischen Fußball, dass wir wieder mehr Spieler bei europäischen Spitzenvereinen haben. Das ist gut für deren Entwicklung, aber auch für die der Nationalmannschaft. Für mich bleibt Frankreich der Topfavorit bei der EM. Auf die treffen wir schon in der Gruppenphase. Holland kann jetzt im Test noch einmal zeigen, wie weit der Kader ist. Ob sie Europameister werden? Ich hoffe es natürlich als Holländer. Abschreiben würde ich uns nicht. Der Kader wird dieses Jahr echt gut sein."

Skysport.de: In den letzten Jahren gab es immer wieder Diskussionen um den deutschen Sturm. Wen sollte Julian Nagelsmann dort aufstellen?

Makaay: "Das ist in Deutschland seit mehreren Jahren ein Problem, dass ihnen ein richtiger Neuner fehlt. Es ist nicht die am besten besetzte Position von Deutschland. Du hast Niclas Füllkrug von Dortmund. Kai Havertz spielt zwar gerade auch sehr gut, ist aber nicht der klassische Neuner. Bei Chelsea hatte er die Position oft bekleidet. Er hat da zwar nicht viele Tore geschossen, aber dafür wichtige. Und bei Arsenal spielt er mit dem ganzen Team im Moment überragend, vielleicht kann er diese Form mit zur EM nehmen. Und er ist ein anderer Spielertyp als zum Beispiel Füllkrug. Deutschland hat dafür in der Mannschaft noch viele talentierte Spieler - mit Florian Wirtz von Leverkusen und natürlich Jamal Musiala, der für mich eines der allergrößten Talente ist, wenn man ihn noch Talent nennen darf. Und dazu noch Leroy Sane und Serge Gnabry, der jetzt wieder auf dem Weg zurück ist und es vielleicht noch in den EM-Kader schafft. Aber das Problem hatte Holland in den letzten Jahren auch, dass ein Weltklassestürmer fehlte, so wie wir es vorher immer gehabt hatten. Deshalb ist es gut, dass Memphis Depay wieder fit und dabei ist. Am Ende hilft ein guter Neuner natürlich. Mit ihm allein gewinnst du aber kein Turnier, es muss die gesamte Mannschaft machen."

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Bundestrainer Julian Nagelsmann spricht über die Entwicklung von Kai Havertz bei Arsenal.

Skysport.de: Warum ist Jamal Musiala für Sie eines der allergrößten Talente?

Makaay: "Wenn man sieht, wie er in den letzten zwei, drei Jahren spielt: Er wird immer besser. Vor allem die letzten Spiele waren überragend. Er kann Vorlagen geben und viele Tore schießen als offensiver Mittelfeldspieler. Egal ob Verein oder Nationalmannschaft, jede Mannschaft hätte gerne solch einen Spieler in ihren Reihen. Für mich ist ganz klar, dass er das größte Talent Deutschlands ist."

Skysport.de: Größer als Florian Wirtz?

Makaay: "Ja. Wirtz ist natürlich auch ein überragender junger Spieler, aber Musiala ist im Moment noch einen Tick weiter. Besonders wenn man sieht, was Musiala schon alles gewonnen hat. Und er ist in seiner Mannschaft in dem Alter unumstritten und zeigt immer wieder seine Qualitäten."

Skysport.de: Jemand, der dadurch beim FC Bayern immer mal wieder auf der Bank saß, ist Thomas Müller. Wie sehen Sie seine Rolle im DFB-Team?

Makaay: "Solche Spieler sind immer wichtig. Thomas hat schon so viele Turniere gespielt. Er bringt sehr viel Erfahrung mit, wurde Weltmeister. Solche Spieler sind sehr wichtig für eine Mannschaft - vor allem, um den jungen Spielern zu zeigen, was es bedeutet, ein solches Turnier zu bestreiten. Man sieht auch beim FC Bayern: Am Ende spielt er immer wieder. Ob er jetzt bei der Nationalmannschaft von Anfang an spielt oder von der Bank kommt, das ist dann die Sache von Julian Nagelsmann. Aber dass er nicht nur bei den Bayern, sondern auch bei der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle hat, davon bin ich überzeugt."

Skysport.de: Abschließende Frage: Warum sollte man mit Deutschland bei der EM im Sommer rechnen?

Makaay: "Weil man mit Deutschland bei einem Turnier immer rechnen sollte - vor allem bei einem Heimturnier. Der Heimvorteil kann dir einen Extra-Push geben, aber er kann auch extra Druck erzeugen. Ich habe einmal selbst daheim spielen dürfen bei der EM 2000. Da sind wir im Halbfinale ausgeschieden. Deutschland hatte 2006 das Sommermärchen - das war wunderbar. Aber bis jetzt waren die Ergebnisse der deutschen Mannschaft nicht überragend. Sie haben nicht umsonst den Nationaltrainer gewechselt. Und auch da sind die Ergebnisse noch nicht da. Am Ende zählt aber nur, was im Sommer passiert."

Mehr zum Autor Luca Sixtus

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