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FIFA Frauen WM 2023: Kolumne von Melanie Behringer nach dem Aus der DFB-Frauen

Popp wird sich ernsthafte Gedanken machen

Melanie Behringer gewann 2007 mit den DFB-Frauen den WM-Titel. Für skysport.de nennt die ehemalige Offensivspielerin und heutige DFB-Trainerin aus ihrer Sicht die Gründe für das historische Vorrunden-Aus der DFB-Frauen. Zudem hält sie einen Rücktritt von Alexandra Popp für denkbar.

Das Aus der deutschen Mannschaft in der WM-Vorrunde ist enttäuschend und kam überraschend. Klar, es kann passieren, aber wirklich gerechnet hat niemand damit. Deutschlands Mannschaft war stark genug, um die Gruppenphase zu überstehen.

Das deutsche Offensivspiel war in den ersten beiden Spielen und auch gegen Südkorea sehr stark auf Alex Popp ausgerichtet, die Mannschaft hat gegen sehr gut und diszipliniert verteidigende Koreanerinnen kaum andere Lösungen gefunden. Popp hatte zwar noch Chancen, die sie in anderen Spielen vielleicht genutzt hätte, aber am Ende war es einfach zu wenig.

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Alexandra Popp, Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft ist nach dem WM-Aus ratlos und findet keine Erklärungen für das Remis gegen Südkorea.

Das rechne ich Voss-Tecklenburg hoch an

Die Mannschaft hat teilweise versucht, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Wenn es nicht läuft, muss man sich alles erarbeiten, die Leichtigkeit hat gefehlt.

Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass Alexandra Popp und Martina Voss-Tecklenburg in ihren Interviews direkt nach Abpfiff erst einmal nach Worten gerungen haben. Ich glaube, das Ausscheiden muss man erst einmal sacken lassen. Es dauert eine Weile, bis man das wirklich realisiert hat. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, als wir bei der Heim-WM 2011 als Titelverteidiger ausgeschieden sind.

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Wie es weitergehen wird, das kann man jetzt noch nicht sagen. Man wird im Trainerteam genau analysieren, woran es gelegen hat. Martina Voss-Tecklenburg hat sich vor die Mannschaft gestellt, was ich ihr sehr hoch anrechne. Man sollte ihr erst einmal Zeit lassen, dann wird sie auch Antworten haben auf die Fragen, die gestellt werden.

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Popp und Hegering werden sich ernsthafte Gedanken machen

Ich kann nicht in die Köpfe von Alexandra Popp und Marina Hegering schauen, aber ich glaube schon, dass beide sich jetzt ernsthafte Gedanken machen, was einen möglichen Rücktritt oder ein Karriereende in der Nationalmannschaft angeht. Beide sind von vielen Verletzungen geplagt, deswegen hätte man ihnen gewünscht, dass sie sehr weit kommen und am besten den WM-Titel mit nach Hause bringen. Aber auch für die beiden ist es sehr schwer, jetzt eine Entscheidung zu treffen.

Sydney Lohmann hatte nach ihrer Einwechslung mehrere gute Szenen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich nicht verletzt hätte, denn sie ist für mich eines der größten Talente im deutschen Fußball. Ich sehe ihr gerne zu und finde es sehr schade, dass sie aufgrund ihrer Verletzung nur so wenig Einsatzzeit bei dieser WM hatte.

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Was ein Schock für die DFB-Frauen. Mit dem Ziel Weltmeister zu werden waren die Deutschen angereist, nach der Vorrunde können sie wieder ihre Koffer packen. Auch Nationalspielerin Marina Hegering ringt nach dem Spiel mit den Worten.

Die deutsche Mannschaft war in den Monaten und Wochen vor der WM und auch in Australien sehr von Verletzungen geplagt. Die Bundestrainerin konnte nie mit einer eingespielten Formation spielen, was in einem Turnier sehr wichtig ist, sondern sie musste jedes Mal eine andere Abwehrkette aufstellen.

Das Durchsetzungsvermögen hat gefehlt

Als Außenstehende ist es schwer zu beurteilen, aber ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass einigen deutschen Spielerinnen das Durchsetzungsvermögen gefehlt hat. Die Einstellung war bei allen da, aber die Widerstandsfähigkeit und das Durchsetzungsvermögen gegen das südkoreanische Abwehrbollwerk haben gefehlt. Bis auf Popp und Hegering war niemand auf dem Platz, der die anderen Spielerinnen mitgerissen hat. Lena Oberdorf, Jule Brand und Klara Bühl sind alles junge und gute Spielerinnen, aber ihnen fehlt einfach noch die Erfahrung, um andere mitreißen zu können. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie irgendwann die Spielerinnen sein werden, welche das Team tragen werden.

Was die Nachwuchsausbildung angeht, sind wir auf einem guten Weg. Mit der U19 standen wir im EM-Finale, aber man muss sehen, wie der Übergang vom Nachwuchsbereich in die A-Nationalmannschaft gelingt. Den jungen Spielerinnen fehlt teilweise noch die Erfahrung, in diesem Alter auf internationalem Niveau zu spielen.

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Svenja Huth steht nach dem Aus der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der WM weinend in der Mixed Zone und sucht nach Erklärungen nach dem 1:1 gegen Außenseiter Südkorea.

Positiv: Es gibt keine Favoriten-Durchmärsche mehr

Die Erwartungshaltung war nach der guten EM groß, die deutsche Mannschaft hat selbst vorgegeben, um den Titel spielen zu wollen. Leider ist sie jetzt viel zu früh ausgeschieden. Die WM hat bisher gezeigt, dass die kleineren Nationen sich weiterentwickelt haben. Brasilien ist auch raus, die USA musste ums Weiterkommen zittern - das Positive ist, dass die Favoriten nicht einfach durchmarschieren.

Die Enttäuschung ist groß, man wird sich Kritik gefallen lassen müssen, aber ich hoffe, dass das WM-Aus schnell abgehakt wird und dass die positive Entwicklung im deutschen Frauenfußball weitergeht.​​​​​​

Zur Person:

Als Spielerin gewann Melanie Behringer (37) die WM 2007, die EM 2009 und 2013 sowie Olympia-Gold 2016, als sie zudem Torschützenkönigin wurde. Auf Vereinsebene spielte sie u.a. für den SC Freiburg und den 1. FFC Frankfurt sowie den FC Bayern München. Mit den Münchnerinnen gewann sie zweimal die Deutsche Meisterschaft, ehe sie ihre Karriere 2019 beendete. Als Co-Trainerin der U-17-Auswahl saß sie u.a. beim 4. Platz bei der WM 2022 in Indien auf der Bank. Aktuell ist sie Co-Trainerin der U19, die in Belgien Vize-Europameister wurde. Danach übernimmt sie die U16 als Cheftrainerin.

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