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Premier League: Crystal Palace das formschwächste Team der Liga

Vor London-Derby gegen Arsenal: Eagles im Tiefflug!

Wilfried Zaha  hat in fast 400 Spielen für Crystal Palace 77 Tore erzielt.
Image: Wilfried Zaha hat in fast 400 Spielen für Crystal Palace 77 Tore erzielt.  © DPA pa

Als Patrick Vieira bei Crystal Palace übernahm, entfachte er sofort Begeisterung. Die Eagles begeisterten mit Offensiv-Fußball. Jetzt ist man ligaweit das formschwächste Team und Vieira wurde gefeuert. Vor dem Duell mit Arsenal (ab 15 Uhr LIVE) erklärt Sky Sport die Gründe.

Nun ist es also passiert: Nach 12 sieglosen Pflichtspielen infolge musste Patrick Vieira seinen Trainerposten bei Crystal Palace räumen. Die Verantwortlichen des Hauptstadtklubs zogen angesichts der dramatischen Ergebniskrise die Reißleine. Palace ist das einzige Team der gesamten Premier League, das 2023 noch keinen Sieg einfahren konnte.

Premier League Tabelle
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Vor dem London-Derby gegen Tabellenführer Arsenal (ab 15.00 Uhr LIVE auf Sky Sport Premier League und im Liveticker) befinden sich die formschwachen Eagles beinahe im freien Fall und sind bis auf drei Punkte an die Abstiegszone gerutscht.

Die Spielphilosophie Vieiras war in den vergangenen Wochen komplett abhanden gekommen - eine erschreckende Entwicklung,hatte der Franzose im Zuge seiner Amtsübernahme noch für überschwängliche Hochstimmung im Süden Londons gesorgt.

Vieira bringt Offensiv-Spektakel

Für Patrick Vieira ist das Kapitel Crystal Palace vorüber. Der ehemalige Welt- und Europameister wurde als Coach entlassen.
Image: Für Patrick Vieira ist das Kapitel Crystal Palace vorüber. Der ehemalige Welt- und Europameister wurde als Coach bei den Eagles entlassen.  © Imago

Die ehemalige Arsenal-Ikone beerbte Trainer-Legende Roy Hodgson im Juli 2021 als Coach und führte das Team in der vergangenen Saison auf einen für Palace guten zwölften Platz im englischen Oberhaus. Viel wichtiger jedoch: Vieira hat den Eagles eine echte Spielidee an die Hand gegeben. In der Verteidigung sorgten der talentierte englische Nationalspieler Marc Guehi, Joachim Andersen und Tyrick Mitchell für die nötige Stabilität.

Vor der Abwehrreihe lenkten Cheickhou Kouyate, Luka Milijoveic und der von Chelsea ausgeliehene Conor Gallagher das Spiel von Palace. Die Achse unter Vieira war schnell gefunden. Der Trumpf in der Spielidee des 46-Jährigen lag jedoch noch weiter vorn. Die dribbelstarken Talente Eberechi Eze sowie Michael Olise und selbstverständlich Palace-Urgestein Wilfried Zaha verzauberten die Fans auf den Außenbahnen mit furiosem Offensiv-Fußball und temporeichem Umschaltspiel.

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Mit den physisch robusten Odsonne Edouard, Jean-Philippe Mateta und Christian Benteke hatte man im Sturm schließlich gleich drei Vollstrecker mit ausgewiesenem Torriecher. Im klassischen 4-3-3-System spielte Palace elektrisierend auf. Die Balance zwischen Tempo und Stabilität, zwischen Erfahrung und Talent schien einfach zu stimmen.

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Auf diese Weise konnte man beispielweise auch den übergroß daherkommenden Manchester City (2:0-Sieg) und Tottenham Hotspur (3:0-Sieg) drei Punkte klauen, die Eagles zogen sogar ins Habfinale des prestigeträchtigen FA Cup ein. Bei Palace schien etwas Großes zu gedeihen, Coach Vieira war schon nach seiner ersten Saison ein gefeierter Held im Selhurst Park.

Doch es brauchte nicht lang und die Stimmung bei den Südlondonern hatte sich sich um 180 Grad gedreht. Die Säulen Benteke und Kouyate verließen den Verein im Sommer, zudem kehrte auch Gallagher nach Ende seiner Leihe zurück zum Stadtrivalen Chelsea - ein herber Verlust für das Team. Der englische Nationalspieler war der absolute Schlüsselspieler unter Vieira.

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Auch wegen seines Abgangs hat Palace zur neuen Saison sein Fundament verloren. Der Verein tat sich schwer, die großen Lücken zu kompensieren und auch vom so fulminanten Vieira-Ball hat sich Palace im Verlaufe dieser Spielzeit erschreckend schnell verabschiedet.

In 27 Ligapartien gelangen den Hauptstädtern in dieser Saison gerade einmal 21 Tore - der drittschlechteste Wert der Liga. Mit einer Quote von 24,38 in puncto Expected Goals steht man ligaweit sogar am zweitschlechtesten da. Und damit nicht genug. Palace ist das durchschnittlich laufunfreudigste Team der Liga und zieht insgesamt die wenigsten Sprints pro Spiel aller zwanzig PL-Klubs. Vor der jüngsten 0:1-Niederlage gegen den Rivalen Brighton & Hove Albion blieb man ganze drei Partien und über 196 Minuten ohne Torschuss.

Vieira-Entlassung ein herber Rückschritt

Die Fassade Palace unter Vieira begann angesichts dieser Statistiken in den vergangenen Wochen mehr und mehr zu bröckeln. Zwar hatte der einstige Welt- und Europameister noch vor ein paar Tagen beteuert, dass er weiter von sich und seiner Mannschaft überzeugt sei - nun am Freitag (17.03.) war das Aus Vieiras jedoch besiegelt.

"Wir bedauern diese schwierige Entscheidung zutiefst", ließ Palace-Chef Steve Parish nach Bekanntgabe verlauten: "Natürlich ist es eine Schande. Ich habe sehr viel Respekt für Patrick und das, was er für uns getan hat. Wir hatten letztes Jahr eine fantastische Saison."

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Doch der Fußball ist ein ergebnis- und vor allem erfolgsorientiertes Geschäft. Bleibt dieser aus, ist es selbst für einen so verheißungsvollen Übungsleiter wie Vieira schneller vorbei als noch vor kürzester Zeit gedacht. Für die Gesamtentwicklung des bescheidenen Klubs aus Südlondon lässt sich die Entlassung des 46-Jährigen trotz der sportlichen Krise als ein herber Rückschritt bewerten.

Vieira war nämlich nicht nur ein großer Name, sondern auch eine absolute Identifikationsfigur für den Verein und die Fans. "Alle haben Patrick geliebt, er hat die Spieler nie verloren", erklärte auch Parish nachdrücklich. Dennoch sei es Zeit für "neue Impulse" und ein "paar andere Ideen" gewesen.

Morrison: "Unüberlegte Entscheidung"

Die Entlassung Vieiras wurde unterdessen nicht nur seitens der Fans teilweise heftig kritisiert. Auch Clinton Morrison, ehemaliger Stürmer von Palace, ordnet den Schritt als Fehlentscheidung ein: "Ich denke nicht, dass er hätte entlassen werden sollen. Ich spreche mit vielen Leuten bei Palace, es herrscht ein großer Zusammenhalt und das liegt einzig und allein an Patrick", so der 41-Jährige gegenüber Sky Sport UK.

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Morrison, der über 300 Partien für die Eagles bestritt, weiter: "Wer soll Palace jetzt helfen? Das Team steckt im Abstiegskampf, ein neuer Coach wird Zeit brauchen, um die Spieler vom anspruchsvollen Vieira-Ball umzugewöhnen und man hat keine Zeit. Das ist eine unüberlegte Entscheidung."

Palace braucht schnelle Lösung

Vieira genoss großes Ansehen bei seinen Spielern, seine Entlassung könnte womöglich auch bei dem ein oder anderen Akteur auf Unmut stoßen, wie Morrison abschließend warnte: "Es gibt viele Spieler, die Vieira lieben, die Harmonie im Team ist groß. Zaha und Vieira hatten zum Beispiel eine hervorragende Beziehung. Ich kann nicht für ihn sprechen, aber er könnte enttäuscht sein."

Zaha prägt das Spiel von Palace wie kein zweiter, schon im Alter von zehn Jahren kam der flinke Dribbelkünstler in die Jugend der Eagles. Auch seine Leistungen werden mitverantwortlich dafür sein, dass Palace das Ruder in dieser Saison noch rumreißt. Dafür müssen die Londoner zum einen jedoch schnellstmöglich anfangen, wieder zu punkten und zum anderen einen kurzfristigen Vieira-Ersatz finden. Mitten in der Saison ist das alles andere als ein leichtes Unterfangen.

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Arsenal trifft im Titelrennen auf Crystal Palace.

Am Sonntag wartet auf die Eagles nun eine echte Mammutaufgabe. Ausgerechnet gegen Tabellenführer Arsenal müssen Punkte her. An der Seitenlinie wird dann nicht Vieira, sondern U21-Cheftrainer Paddy McCarthy stehen.

Der Blick über die verbleibenden Saisonspiele hinaus lässt in puncto Entwicklung des Vereins Zweifel zu. Vieira war ein hochkarätiger Trainer, der eine große Lücke im Team und Verein hinterlässt. Crystal Palace dürfte sich auch im Sommer schwertun, seinen Wegfall adäquat zu kompensieren. Die Eagles sind auf Abwege geraten und fliegen derzeit tief.

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