Zum Inhalte wechseln

Saudi-Arabien: Gabri Veigas Transfer in die Wüste sorgt für großes Unverständnis

Was diesen Transfer so bedrohlich macht

Ob Gabri Veiga auch das Wappen von Al-Ahli in seiner neuen sportlichen Heimat Saudi-Arabien küssen wird?
Image: Ob Gabri Veiga auch das Wappen von Al-Ahli in seiner neuen sportlichen Heimat Saudi-Arabien küssen wird?  © Imago

Ihm wurde eine große Karriere bei einem Top-Klub prophezeit, doch Gabri Veiga sagt "No, gracias" und verabschiedet sich lieber in die Wüste – mit 21 Jahren. Ein besorgniserregender Transfer, der bedrohliche Folgen für die ohnehin fragile Fußball-Welt haben könnte.

Bislang waren es vor allem verdiente Akteure, hochdekorierte Stars und Fußball-Oldies, die sich für den Schritt nach Saudi-Arabien entschieden haben, um ihrer Karriere die goldene monetäre Krone aufzusetzen.

Noch Anfang der Woche betonte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Bilanzpressekonferenz der Dortmunder, dass nur Spieler in die Wüste wechseln würden, die bereits "der Abendsonne entgegenreiten" - fälschlicherweise.

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über den Transfer-Boom in Saudi-Arabien

Denn in diesem Sommer hat sich etwas verändert - und zwar drastisch. Nicht nur europäische Mittdreißiger hecheln mittlerweile schwitzend in der saudi-arabischen Sonnenglut über die Trainingsplätze, zahlreiche Spieler kehren den europäischen Top-Ligen zurzeit selbst in der Blüte ihrer fußballerischen Schaffenskraft den Rücken und heuern im Golfstaat an.

Darunter Namen wie Fabinho (29, ehemals FC Liverpool), Sergej Milinkovic-Savic (28, ehemals Lazio Rom), Franck Kessie (26, ehemals FC Barcelona) oder Ruben Neves (26, ehemals Wolverhampton). Sie alle entschieden sich gegen hochklassige Mitspieler, magische Champions-League-Nächte und das allerhöchste Fußball-Niveau. Und wofür? Nichts anderes als Unsummen an Geld, um die eigenen Taschen noch dicker vollzuschlagen, als sie es ohnehin bereits waren.

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Saudi-Arabien lockt immer mehr Helden der Fußballwelt mit großen Gehältern weg aus Europa. Nach CR7 könnten nun auch Benzema und Messi den Weg in die Wüste wagen. Sky Reporter Sven Töllner mit einem Kommentar.

21-jähriger Veiga geht in die Wüste

Und als wäre diese Entwicklung von ihren Karriereabend verbringenden hin zu sich noch im besten Fußballalter befindenden Spielern in Saudi-Arabien nicht erschreckend genug, setzte ein gewisser Gabri Veiga dem Ganzen nun noch einen obendrauf. Der 21-jährige Spanier verlässt Celta Vigo, seinen Jugend- und Ausbildungsklub, und schließt sich dank einer gezogenen Ausstiegsklausel Al-Ahli an.

Dabei feierte der offensive Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison gerade erst seinen echten Durchbruch im spanischen Oberhaus. Veiga sorgte mit elf Toren, vier Vorlagen und eindrucksvollen Auftritten in 40 Pflichtspielen für Furore.

Mehr dazu

Der Spanier verabschiedet sich gen Saudi-Arabien trotz zahlreicher Interessenten und konkreter Angebote von Top-Klubs in Europa. Bis zuletzt galt Italiens Meister und Königsklassen-Teinehmer SSC Neapel als Favorit auf eine Verpflichtung des großen Mittelfeld-Talents, auch Paris Saint-Germain und der FC Liverpool sollen sich mit einem Transfer beschäftigt haben.

Statt den von Napoli wohl gebotenen 2,2 Millionen Euro streicht Veiga bei Al-Ahli nun um die 12,5 Millionen Euro netto im Jahr ein. Dort trifft er unter anderem auf Riyad Mahrez, Roberto Firmino und den neu installierten deutschen Chefcoach Matthias Jaissle.

Die vielverheißenden Qualitäten eines begnadeten Ausnahme-Talents wird die große europäische Fußball-Bühne vorerst nicht mehr sehen. Veiga verfiel den Verlockungen aus der Wüste. Doch ob der junge Spanier dabei auch bedacht hat, dass der Wechsel einem vorzeitigen Verschwinden von der Bildfläche gleichkommt, bleibt anzuzweifeln. Erst einmal soll sich Veiga bis 2027 an Saudi-Arabien gebunden haben.

Scharfe Kritik von Kroos

Bei Weltmeister Toni Kroos stieß dessen "besondere" Karriere-Entscheidung auf nur wenig Verständnis. "Embarassing" (übersetzt: beschämend/peinlich), kommentierte der deutsche Superstar von Real Madrid einen Instagram-Beitrag von Transfer Experte Fabrizio Romano zum bevorstehenden Veiga-Deal.

Schon einige Tage zuvor wurde der 33-Jährige in seinem Podcast "Einfach mal Luppen" deutlich: Das Geld sei "für einen 26-, 27- oder 28-jährigen Top-Spieler, der bei einem guten Verein in Europa spielt, die einzige Motivation, dahin zu gehen."

Und weiter: "So ein Einschnitt in seine sportliche Karriere, von seinen Ansprüchen, das nur wegen Geld so runterzuschrauben - davon bin ich kein Fan. Das ist ein unfassbar schlechtes Vorbild für ganz viele junge Jugendspieler, dass da die Motivation Geld ist." Mehr noch: "Ich finde es schade um jeden, der den sportlichen Gedanken im absoluten Top-Fußball-Alter so hintenanstellt. Das ist für mich einfach kein gutes Vorbild und eine Gefahr für den Fußball der Zukunft."

Hamann mahnt - Benitez schützt

Ähnlich sieht das Sky Experte Didi Hamann, der Wechsel des 21-jährigen Veiga manifestiere eine besorgniserregende Entwicklung. Der 49-Jährige mahnte exklusiv gegenüber Sky: "Früher war es Katar, dann China und dann die MLS, wo einige Spieler hingewechselt sind. Allerdings waren das meist Profis, die schon über ihrem Zenit waren. Wenn jetzt ein 21-jähriges Top-Talent nach Saudi-Arabien wechselt, dann ist das schon eine neue Entwicklung und kann durchaus zur Gefahr für den europäischen Fußball werden."

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Nahost-Experte Dr. Sebastian Sons und Marketingexperte Mario Leo zu den Investitionen von Saudi-Arabien in den Fußball.

Ganz anders als Hamann und Kroos bewertet Veigas nun Ex-Trainer Rafa Benitez von Celta Vigo den Transfer. Der 63-Jährige stellte sich auf der Pressekonferenz vor der Ligapartie gegen Real Madrid vor den 21-Jährigen: "Der Wechsel zu Al-Ahli wird Veigas Leben zum Positiven verändern. Uns tut es weh, wenngleich es unserem Verein finanziell hilft. (...) Saudi-Arabien ist kein Ort nur für alte Spieler. In China habe ich Yannick Carrasco trainiert. Danach kehrte er zurück und spielte in der Champions League."

Die Wüste sei "kein Elefantenfriedhof. Die Arabische Liga kam mit Geld, und das kann unser Leben radikal verändern, es kann eine große Hilfe sein." Benitez forderte, man müsse intelligent sein, "statt stur zu denken." Eine Ansicht, die auf nur wenig Anklang stößt, neben Kroos und Hamann äußerten auch unzählige Fans Kritik an Veigas Entscheidung in den sozialen Netzwerken.

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Marketingexperte Mario Leo zur Bedeutung von Social-Media-Stars für Saudi-Arabien.

Und dennoch droht diese Entwicklung größere Kreise zu ziehen. Ähnlich wie bei den Oldies könnten sich auch immer mehr Nachwuchstalente in Veiga-Manier gegen die große Bühne und für den Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien entscheiden. Fußball-Europa könnte so früher oder später ein wichtiges strukturelles Fundament verlieren und die Fans hätten noch mehr Anlass dazu, sich von diesem für Teile von ihnen immer unattraktiver werdenden Sport abzuwenden.

Veiga ist das erste ganz große Fußball-Juwel, das im Talentalter um die 21 Jahre und jünger in die Wüste wechselt - und vermutlich nicht das letzte …

Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de

"Transfer Update - die Show" immer montags und freitags ab 18 Uhr auf Sky Sport News und im kostenlosen STREAM auf skysport.de und Youtube. So verpasst Ihr keine wichtigen Transfer-News im Sommertransferfenster.

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.

Weiterempfehlen:

Mehr Geschichten